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Konstantin schweigt

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Es ist nun mehr als drei Jahre her, daß König Konstantins gescheitertem Gegenputsch zur Militärdiktatur vom 21. April 1967 die dramatischen Ereignisse seiner Flucht nach Rom und die Fehlgeburt der Königin, der Dänenprinzessin Anna-Maria, gefolgt sind. Viel schlimmer als den hohen Herrschaften ist es damals allerdings den kleinen Beteiligten an dieser Bewegung des 13. Dezember 1967 gegangen, die zum Teil bei den Kämpfen mit juntatreuen Truppen ums Leben kamen oder noch heute im Gefängnis bzw. in Verbannung auf einer der kleinen Felseninseln sitzen, an denen die Ägäis so reich ist.

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Es ist nun mehr als drei Jahre her, daß König Konstantins gescheitertem Gegenputsch zur Militärdiktatur vom 21. April 1967 die dramatischen Ereignisse seiner Flucht nach Rom und die Fehlgeburt der Königin, der Dänenprinzessin Anna-Maria, gefolgt sind. Viel schlimmer als den hohen Herrschaften ist es damals allerdings den kleinen Beteiligten an dieser Bewegung des 13. Dezember 1967 gegangen, die zum Teil bei den Kämpfen mit juntatreuen Truppen ums Leben kamen oder noch heute im Gefängnis bzw. in Verbannung auf einer der kleinen Felseninseln sitzen, an denen die Ägäis so reich ist.

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Wird von ihren Angehörigen auch heute noch in vertrautem Kreis die Frage diskutiert, ob Konstantins in Nordgriechenland steckengebliebene Aktion vielleicht doch Erfolg gehabt hätte, wenn sie nicht selbst einen so autoritären Anstrich ‘besessen und jeden Anschluß an die zur Erhebung bereiten Industriearbeiter von Thessaloniki und Volos versäumt hätte, so interessiert sich die griechische Bevölkerung im allgemeinen heute kaum noch für die damaligen Ereignisse und fast ebensowenig für die politischen Kontakte, dynastischen Familienbesuche und sportlichen Aktivitäten, mit denen sich Konstantin im Exil als Monarch und begeisterter Segler fit erhält. Von Gewicht für den einfachen Griechen wäre nur eine allfällige Rückkehr der Königsfamilie nach Hellas; die — schon oft prophezeit — jetzt wieder einmal angekündigt wird.

Machtlose Zierfigur

Das Ende der gegenwärtigen Regentschaft und eine Heimkehr Konstantins als in seinen Rechten, indirekten Einflüssen und auch Einkünften stark beschnittener „König der Hellenen” ist zwar auch in der neuen Verfassung für den Fall vorgesehen, daß die „Nationale Revolutionsregierung” den jungen König dazu einlädt. Die treibende Kraft hinter diesem Artikel 134 der 1968er- Konstitution, der monarchistische Außenminister und Ratgeber der Obersten, Pipinellis, ist aber im letzten Sommer gestorben, so daß Papadopoulos nur noch sein eigener Vorteil dazu drängt, den behäbigen Vizekönig Zoitäkis vielleicht doch wieder durch Konstantin zu ersetzen. Abgesehen von dem Wunsch der Vereinigten Staaten, ihre neuerdings intensivierte Zusammenarbeit mit dem Athener Militärregime unter den beruhigenden Kronenschimmer wiederhergestellter Legalität zu rücken, sprechen Papadopoulos’ Rücksichten auf seine Mitjuntisten, die Stimmung in der Bevölkerung und die trotz des denkbar schreiendsten Gegensatzes verbesserten Beziehungen zu Albanien, Jugoslawien und Bulgarien gegen eine solche Aufwärmung der kaltgestellten Monarchie. Allerdings scheint der derb-schlaue Diktator mit den fünf Ministerämtern doch mit dem nicht ungeschickten Schachzug zu liebäugeln, Konstantin bei dem der Krone verbliebenen Rest von Anhängern, der Papadopoulos vor allem im Offizierskorps immer noch zu schaffen macht, dadurch in Mißkredit zu bringen,”daß der König als machtlose Zierfigur der Militärherrschaft heimgeholt wird.

Schon jetzt ist ja in rechtsgerichteten demokratischen Kreisen die Kritik allgemein, daß Konstantin seinen Standpunkt viel zu unklar von dem der Obersten getrennt habe, zu den Vorgängen in Griechenland schweige und sich zu guter Letzt auch seine Apanage von Papadopoulos weiterzahlen lasse. Damit hat der König schon jetzt so ziemlich alle Chancen verscherzt, in einem von der konservativen Oppositionspartei ERE gestalteten nachdiktatorischen Hellas auf seinen leeren Thron zurückkehren zu können. Außerdem ist- der gegenwärtige Parteiführer Kannello- poulos erklärter Republikaner, und der von breiten Bevölkerungsschichten als Retter vor der Diktatur herbeigesehnte Altministerpräsident Karamanlis ist eine zu starke Persönlichkeit, die sich schon 1963 mit der Krone überworfen und dabei den Anstoß zu der ganzen griechischen Krise bis herauf zu Papadopoulos gegeben hatte.

Sollte die Diktatur nicht durch eine Verschwörung der antidiktatorischen Rechten, sondern durch eine Volkserhebung von unten beseitigt werden, wozu natürlich .außerordentliche Umstände eintreten müßten, so ist es um die Glücksburger Dynastie in Griechenland natürlich auch, geschehen. ….

Ein rascher Machtwechsel wird aber in Athen selbst von erklärten Gegnern des .Regimes für unwahrscheinlich gehalten, Und darauf scheint auch Konstantins Schweigepolitik Papadopoulos gegenüber abgestimmt zu sein. Die Obersten haben ihm nämlich verfassungsrechtlich zugesichert, daß er nach den ersten Wahlen, über deren Termin sie allerdings eisern schweigen, als König zurüCkkehren dürfe. Sein Großonkel Georg II. hatte insgesamt 17 Jahre im Exil ąusgeharrt, und darauf baut auch Konstantin. Allerdings haben sich inzwischen die Zeiten geändert, und viele Griechen beginnen über die Leichtlebigkeit zu murren, mit der sich der Exilkönig zwischen Via Veneto und dänischem Hof über das harte Los seines Volkes hinwegsetze.

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