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Freude bei der FPÖ?

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Es ist um so bedauerlicher, daß Sich dieses in den Artikeln 61 und 121 der Papadopoulos-Verfassung ruiedergelegte ‘autoritäre Gedankengut auch bei den mitteleuropäischen Extremisten Eingang verschafft hat. Und das nicht nur etwa bei der deutschen NPD, sondern auch bei den österreichischen Freiheitlichen, deren Bundesparteiobmann Peter übrigens zur Volksabstimmung als Gast der Militärregierung in Athen weilte. Sein steirischer Dandesparted- obniann Götz legte sogar unlängst in Gleisdorf einen Entwurf für ein Parteiengesetz vor, das den Bestimmungen der griechischen Diktatur gleicht. So wird es immer schwerer, zu den Vorgängen in Hellas den unbeteiligten Zuschauer zu mimen: Die Experimente der Obersten haben nicht nur Kritiker, sondern bereits Nachahmer gefunden, und der sonst jeder Einmischung in innere Angelegenheiten so abholde Papadopoulos wandte sich in seiner Siegesbotschaft nach dem Referendum ausdrücklich an die europäische Jugend, die er zur Nachfolge seines Beispiels ermunterte.

Die von Verständnis bis Sympathi» getönten Stimmen für Papadopoulos sind in der letzten Zeit auch von Griechenlands balkanischen Nachbarn im Nordwesten zu hören, die der Aggression durch den sowjetischen Bruder eindeutig die Rückendeckung durch den faschistischen Gegner von einst vorziehen. In der Tat sind Athen, Belgrad und Tirana in der letzten Zeit erstaunlich ähnlich geworden, und ihre Machthaber ln der glücklichen Lage, sich gegenseitig nicht die geringsten Vorwürfe zu großer Freiheit von Meinung, Presse und Opposition machen zu müssen. Die ideologischen Gegensätze zwischen Tito, Papadopoulos und En ver Hodja sind zweitrangig geworden, seit die nationale Sicherheit ihrer in sowjetisch-bulgarischer Stoßrichtung gelegenen Staaten bedroht ist. Kann die Erneuerung der griechisch-jugoslawischen Freundschaft an die Waffenbrüderschaft im ersten und zweiten Weltkrieg anknüpfen, so bleibt das Verhältnis zwischen Athen und Tirana selbst im Falle der erwarteten Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen von den beiderseitigen Minderheiten belastet, die in beiden Staaten völlig rechtlos auf dem alten griechischen Boden Südalbaniens und in den Skipetarendörfem um Athen und auf der Insel Euböa leben.

Trotz dieses Kernproblems wird die griechisch-albanische Annäherung eifrig vorangetrieben und beginnt sich bereits mit einem Kurswechsel der in die Illegalität getriebenen griechischen Kommunisten abzuzeichnen. Ihr radikaler chinesischer Flügel, der schon von der sowjetischen Toleranz für die Militärdiktatur und neuestens aus der Okkupation der Tschechoslowakei profitiert hatte, beginnt die in Auflösung befindlichen Genossen neu zu sammeln und nach deh extremen Grundsätzen Pekings und Tiranas auszurichten. Auf länget® Sicht muß daraus wirklich die militante kommunistische Gefahr erwachsen, die von der Regimepropaganda bis heute unberechtigt zur Stützung und Rechtfertigung der Mllitändiktur angerufen wird.

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