Um Wolf Dietrich kennen zu lernen

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"Das Geld für all den architektonischen, künstlerischen, personellen und organisatorischen Aufwand beschaffte sich Wolf Dietrich mit immer höheren Steuern und zog sich damit Unmut zu..."

In der Stadt Salzburg begegnet man - wenn man weiß, wo - Wolf Dietrich auf jedem Schritt. Sein 400. Todestag am 16. Jänner 1617 -er starb in der Festungshaft seines Cousins Markus Sittikus - ist dem Dom-Quartier jetzt Anlass zur Spurensuche. Der 27-Jährige wurde am 26. März 1559 in Lochau bei Bregenz geboren und - noch nicht einmal zum Priester geweiht - vor 430 Jahren, am 2. März 1587, zum Fürsterzbischof von Salzburg gewählt und am 18. Oktober desselben Jahres konsekriert. Und damit war er als Fürst dem Kaiser, als Erzbischof dem Papst verpflichtet.

Bewundert und gehasst

Wer war dieser bewunderte und gehasste Mann wirklich, dessen Liebe zu Salome Alt, die aus einer angesehenen Augsburger Bürgerfamilie stammte, und den 15 gemeinsamen Kindern die Kardinalswürde vorenthielt? Das Außergewöhnliche dieser Persönlichkeit erschließt sich direkt aus der gesellschaftspolitischen Situation seiner Zeit.

Dieser absolute Herrscher - orientiert an Niccolò Machiavellis "Il Principe", die er als Vorlage für seinen Leitfaden "De Principe" verwendete -sah sich gemäß Römischem Recht als Herrscher und Gesetzgeber, der jedoch selbst über dem Gesetz steht und nicht an dieses gebunden ist. Dies praktizierte er gegenüber dem Domkapitel und den Landständen, die er sich damit vom Leib hielt, um nach Gutdünken verfahren zu können. Denn seine großen Vorhaben kosteten Geld: eine Palastanlage, die großzügige Umgestaltung der Stadt nach dem Dombrand 1599, die Prachtentfaltung -zum Reichstag nach Regensburg 1594 zog er als ranghöchster Würdenträger der Reichskirche mit einer Entourage von 400 Personen.

Kirchenpolitisch war Wolf Dietrich das, was man einen extremen "Römling" nennen könnte. Das Konzil von Trient 1545-1563 fuhr einen streng gegenreformatorischen Kurs, den er mit Schwung als Salzburger Fürsterzbischof fortführte.

Das Geld für all den architektonischen, künstlerischen, personellen und organisatorischen Aufwand beschaffte sich Wolf Dietrich letztlich mit immer höheren Steuern auf das Salz. Doch damit zog er sich den Unmut des bayerischen Nachbarn Herzog Maximilians I.(1597-1651) zu, vor dem er schließlich fliehen musste, behindert von einem Schlaganfall. Und geriet damit letztlich 1611 in die Festungshaft seines Vetters Markus Sittikus, Graf von Hohenems, dessen Kreierung zum Kardinal er hintertrieben hatte.

Doch zurück zu seiner aktiven Salzburger Zeit. Die Anwesenheit des venezianischen Baumeisters und Architekten Vincenzo Scamozzi (1552-1616) in Salzburg in den Jahren 1603 auf 1604, der den Plan für einen Nachfolgebau des Doms nach der Brandkatastrophe entworfen hat, lässt die mit Dokumenten nicht belegbare Annahme zu, dass er für Wolf Dietrichs Palastanlage als Planverfasser in Frage kommt. Der Raitenauer hatte während seiner fünfjährigen Studienzeit am Germanicum in Rom die Wende dieser Stadt zum Barock gesehen. Und auch den Pomp und die Pracht, mit denen der Papst in Rom auftrat. So setzte er alles daran, die mittelalterliche Stadt zu einer modernen, eleganten, italienisch geprägten Residenzstadt umzugestalten.

Vielfältige Themen

Wolf Dietrich wird in der Schau im Dom-Quartier mit 67 Werken zu allen möglichen Themen vorgestellt, von der Silberkammer über Waffen bis zur Landkartengalerie.

Das Ende des damals bedeutendsten Kirchenfürsten im Heiligen Römischen Reich in der Haft auf der Festung Hohensalzburg gehört mit allen Umständen in diese Zeit. Den Dom, nach Plänen des norditalienischen Architekten Santino Solari, vollendete der Nach-Nachfolger Wolf Dietrichs, Paris Lodron (1619-1653), mitten im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648).

Wolf Dietrich von Raitenau. Auf den Spuren des Fürsterzbischofs bis 23.4., Dom-Quartier Salzburg Do bis Mo 10-17 Uhr, Mi 10 bis 20 Uhr www.domquartier.at

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