6560904-1948_47_12.jpg
Digital In Arbeit

Ein modernes Lustspiel

Werbung
Werbung
Werbung

Ein gutes Lustspiel aufzutreiben, gehört zu den schwierigsten Dingen, die es für eine geplagte Theaterdirektion heute gibt. Die Kammerspiele können ein Lied davon singen — von vielen vergeblichen Mühen und Anstrengungen … Nun aber scheint es ihnen doch gelungen zu sein, den buntschillernden Vogel, eben das moderne Lustspiel, zu erjagen. „D r e a m Gir 1”, die jenseits des Ozeans viel gespielte Komödie von Eimer Rice, ist in der Übersetzung von Herbert Mühlbauer — „Ein Mädchen träumt” . — jener Erfolg geworden, der gesucht wurde.

Georgina Allerton ist ein kluges Mädchen, das sich durch Freud nicht um den Frieden ihrer Seele bringen läßt. Sie entzieht sich unangenehmen, ja schwierigen Situationen einfach dadurch, daß sie dieselben bis zu Ende durchträumt. Also zum Beispiel: die Neigung zu ihrem Schwager, die Versuchung durch einen Leibemann, die Schwärmerei für Kunst, für das Theater. Nach Verabschiedung ihrer Träume führt sie ihr wirklicher Lebensweg schnurrstracks entlang ihrer Eltern, Freundin, Verehrer und Versucher in die Arme eines sehr nüchtern aussehenden, sehr guten und sehr großen Jungen, der mit ihr prompt auf das Standesamt fährt.

Eine Happy-End-story aus einem Magazin (mit Pinselzeichnungen), aus einem Film: auf die Bretter gestellt, in Schaubudenzellen eingeblendet — die Bühne teilt sich in drei Guckkästen. Szenen, die manchmal dem Kabarett, der Kleinkunstbühne anzugehören scheinen. Versuch eines intimen Theaters (für Augenblicke), ohne Reiz, Stärke und Raum des Intimen. Ein Sketch, eine bunte Folge von. Skizzen, die sehr geschickt am Rande des Kitschigen die Balance halten. Wohl dem, der solches kann … Die Aufführung steht mit dem Ausdrucksvermögen der Hauptdarsteller. Maria Schell, die vom Film her bekannte junge Schweizerin, ist hochbegabt; da sie leider zu gekonnt, zu glätt, zu routiniert spielt, vermag sie dem Stück kein eigenes Gesicht, keinen eigenen Teint aufzuprägen. Das fehlende Fluidum sucht Stefan Skodler mit dem Ensemble durch pointiertes Zusammenspiel zu ersetzen.

Im ganzen: eine Perfektion des Ersatzes. Keine Dichtung, keine Kunst, keine Bedeutung, keine Fülle des Menschlichen (die das Zeichen der großen Komödie ist). Wohl aber: listig gesponnener, klug gefertigter Ersatzstoff. Er reicht immerhin für zwei unbeschwerte Stunden aus.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung