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Als Milovan Djilas in die Häresie ging

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Der vorliegende, vorläufig letzte Band der Memoiren des weltbekannten Dissidenten Milovan Djilas, einst Vizepräsident Jugoslawiens und Stellvertreter Titos, beschreibt die Konsolidierung der kommunisti- -sehen Gesellschaftsordnung nach dem siegreich beendeten Partisanenkrieg in Jugoslawien, die hochzielenden politischen Pläne Titos, die harten Auseinandersetzungen zwischen kommunistischen Staaten und Parteiführungen hinter „brüderlichen Fassaden" unter der diabolischen Regie Stalins, einschließlich des Bruches Titos mit Stalin, bis zum Ausstieg Milovan Djilas aus der Politik.

Es ist eine flüssiggeschriebene Schilderung aus der Sicht und Erfahrung eines unmittelbaren Akteurs, der zum engsten Führungskreis Titos zählte und als einer der mächtigsten Männer Jugoslawiens galt. Es ist deshalb auch ein sehr persönliches Bekenntnis, das den Aufstieg vom montenegrinischen Revolutionär und Waldläufer zu den höchsten Gipfeln der Macht und zum tonangebenden Ideologen im jugoslawischen Kommunismus schildert.

Milovan Djilas, der heikle Aufgaben auf einem nicht vertrauten internationalen Parkett zu lösen hatte und uns die Großen dieser Zeit recht unkonventionell nahebringt, hat sich bewußt von der Macht und vom Kommunismus getrennt. Und das ohne Rücksicht auf Folgen für seine Person.

Er hat sich nicht leicht getrennt und ist auch nicht leichtfertig „in die Häresie gegangen", wie er in seinem Buch bekennt. Im Gegenteil: Seine Gewissensbisse, seine inneren Kämpfe und Überlegungen, die seiner Entscheidung zum Bruch mit der ihn von Jugend auf faszinierenden Ideologie des Marxismus-Leninismus und seinem Idol Tito vorangegangen sind, zählen zum Stärksten, was bisher in der zeitgeschichtlichen, politischen Literatur gesagt wurde.

JAHRE DER MACHT. Kräftespiel hinter dem Eisernen Vorhang. Memoiren 1945-1966. Von Milovan Djilas. Verlag Molden/S. Seewald, München 1983. 472 Seiten, geb., öS 310,50.

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