Uber nachösterliches Land fahren. Es sollte I schneien schon seit Tagen, wenn man dem Wetterbericht Glauben schenkt. Man tat das und bekam einen Himmel über den Augen, der ein blaues Loch schien, mit zerfetzten Wolken randvoll, aber blau. Man benannte es als Wunder, daß das Wetter nicht so wurde wie sein Bericht. Und ließ den Blick sich festsaugen an ganz rosa und halbrosa Obstbaumgeblühe, an Tonleitern von Grüntönen, an tapferen Himmelschlüsseln, die so besonders tapfer wirken, wenn sie nicht in Massen auftreten.
Und das - diesmal steirische - Land entrollt und entfächert sich bis hin zum graphischen Akkord des ersten Weinberges der thermischen Gegend, wie ein Versprechen bis hoch unter die Mauern der Burg hinauf, ein Versprechen des ersten , Glases des hellen heurigen Weins unter sich färbendem Weinlaub.
Die Apfelsorte Kronprinz wächst auf den Abhängen unter der Vorburg und zwischen deren erstem und zweitem Tor gedeihen Reben aus Frankreich mit großem Namen, ihre Wurzeln holen die Nahrung aus steirischem, basaltenem Boden. Und das Wort Most-Buschenschank im Frühling auf Tafeln an der Wegkreuzung woindert nur den, der nicht weiß, daß dieser Most nichts mit Wein zu tun hat, sondern mit Äpfeln.
Dann kam der Schnee, buchstäblich über Nacht, die Hochburg versinkt im Nebel, das erste Burgtor steht plötzlich allein zwischen den schwarzgewordenen Rebstöcken, die Apfelbaumblüten haben weiße, eisige Hauben. Obwohl es noch am selben Tag in Sturzbächen zu Tal taut, schleicht sich zwischen Frieren und Händereiben der Gedanke an die Ernte ein. Im Ort unter der Burg ist sie das alles beherrschende Gesprächsthema.
Die Gegend der Kindersommerfrische liegt nicht weit von diesen Schönheiten, wir machen uns auf, biegen um die Kurve des vertrauten Hohlweges -der erste Bauernhof unseres Lebens - eingeebnet. Schotter und ein paar Balken. - Ich weiß, ich weiß, Europa ist anders.
