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Chirurgenhilfe für junge Zuckerkranke"

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Mit der Transplantation des Pankreas (der Bauchspeicheldrüse) befaßt sich die Abteilung für Experimentelle Chirurgie des Salzburger Landeskrankenhauses schon seit einigen Jahren. Mittlerweile kann das von Primär Professor Dr. Hanns Steiner 1965 mit Unterstützung der Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft gegründete Institut die rein operationstechnischen Probleme bei der Einpflanzung der Bauchspeicheldrüse als gelöst bezeichnen.

Trotzdem soll dieses Organ auch weiterhin Schwerpunktthema in der Forschungstätigkeit dieser Abteilung bleiben: eine Aufgabenstellung, die angesichts ständig zunehmender Pan-kreas-Erkrankungen in unserem Lande besondere Bedeutung gewinnt.

Die Bauchspeicheldrüse unterscheidet sich von Herz, Niere oder Leber dadurch, daß ihr Totalverlust nicht zwangsläufig zum Tode führt. Sowohl für das im Pankreas erzeugte Hormon Insulin wie für die aus ihm in den Zwölffingerdarm abfließenden Verdauungsfermente konnte die Pharma-zeutik hinreichende Ersatzmittel entwickeln. Daher würde man die unweigerlich mit einer jeden Transplantation verbundenen Risiken weder beim „normalen" Zuckerkranken im Erwachseneftalter noch bei Krebspatienten oder Menschen, deren Bauchspeicheldrüse wegen Entzündung oder Gewebszerstö-rung entfernt wurde, in Kauf nehmen.

Nur bei Jugendlichen, die meist auf ständige Insulinzufuhr angewiesen sind und diese medikamentöse Dauerbehandlung jahrzehntelang durchhalten müßten, erwägen die Ärzte die Möglichkeiten einer Organübertragung. Denn künstliche Insulingaben über lange Frist ziehen sehr ernste Folgeschäden wie Nierenversagen, Gefäßstörungen und häufig sogar Erblindung nach sich.

Weltweit sind in solchen Fällen bereits über 60 Transplantationen gelungen. Sie hatten zwar die Insulinproduktion im Organismus geradezu schlagartig ins rechte Lot gebracht, doch war ihnen kein Langzeiterfolg beschieden -stark ätzende Verdauungsenzyme, die aus dem Bauchspeicheldrüsenkanal in den Darm weitergeleitet werden, hatten das eingepflanzte und auch das umschließende Gewebe angegriffen, infiziert und zersetzt.

Ausgehend von negativen Erfahrungen bei ansonsten erfolgreichen Bauchspeicheldrüsen-Einpflanzungen testen die Mitarbeiter des Instituts für Experimentelle Chirurgie gegenwärtig an Tieren, wie sich der transplantierte Pankreas vom Naehfluß der gewebszerstö-renden Fermente für den Zwölffingerdarm durch eine Blockade des Bauch-speicheldrüsenkanals freihalten läßt.

Dabei bliebe die lebenswichtige Insulinerzeugung unbeeinträchtigt, während die operativ ausgeschalteten Verdauungsenzyme medikamentös ausgeglichen würden .Als Versuchstier wählte man das Hausschwein, das dem Menschen hierin anatomisch ähnlicher ist als etwa Affe oder Hund.

Operationstechnisch wirft dieses Verfahren laut Abteilungschef Steiner keine Probleme mehr auf. Gültige Aussagen erfordern allerdings noch eine längere Beobachtungszeit der Tiere mit eingepflanzter Bauchspeicheldrüse, deren Fermentausschüttung unterbunden wurde. Jedenfalls zeichnen die neueren Forschungsergebnisse des Salzburger Instituts einen Silberstreifen an den Horizont jugendlicher Diabetiker, die immerhin zwei Prozent aller Zuckerkranken ausmachen.

Im übrigen erweist sich der Pankreas als leichter übertragbar als Herz, Nieren oder Leber und ist vergleichsweise weniger anfällig für Abstoßungsreaktionen des menschlichen Körpers gegen ein Fremdorgan.

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