6962770-1985_02_08.jpg
Digital In Arbeit

Des Hungers ist noch kein Ende

Werbung
Werbung
Werbung

Millionen werden alljährlich zu Silvester für Knall- und Feuerwerkskörper ausgegeben. Nun rief die Arbeitsgemeinschaft katholischer Jugend und Jungschar der Diözese St. Pölten unter dem Motto „Brot statt Böller” dazu auf, auf dieses laute und kostspielige Vergnügen heuer zu verzichten und das ersparte Geld der Äthiopien-Hilfe der Caritas zu überweisen. Das ist nur ein kleines Beispiel dafür, wie der Hunger in Afrikas Dürregebieten vor allem kirchliche Organisationen zu Unterstützungsaktionen aufrüttelt.

Die österreichische Caritas hat zum Jahresende einen Bericht über die Situation in Äthiopien und ihre bisherige Hilfe veröffentlicht (insgesamt zehn Millionen Schilling im Jahr 1984). Weitere Spenden werden unter dem Kennwort „Äthiopien” an die Konten der diözesanen Caritasstellen oder das PSK-Konto 7,700.004 erbeten.

Die Zahl der in Äthiopien unmittelbar von ausländischer Lebensmittelhilfe abhänigen Menschen steigt nach wie vor: Im März 1984 waren es fünf Millionen, im August 6,7 Millionen, und derzeit spricht man von 7,75 Millionen, wobei die Provinzen Ti-gray, Wollo, Eritrea und Sidamo am schwersten von der Hungersnot betroffen sind. Hunderttausende werden in rund 200 Speisungszentren betreut.

So groß die internationale Hilfe von Regierungen, UN-Organisationen und privaten Hilfsorganisationen ist, sie reicht nicht aus. Im November gab es einen Engpaß, die Häfen waren leergeräumt. Inzwischen sind weitere Lebensmittelsendungen eingetroffen, die mit Luftbrücken und Transportfahrzeugen zügig in die Notgebiete gebracht werden können. Eiqe von der Regierung eingeleitete Umsiedlungsaktion halten westliche Regierungen für problematisch, weshalb bisher nur sozialistische Staaten dafür Transportmittel zur Verfügung gestellt haben.

Unerwarteter Regen in den hochgelegenen Nordgebieten forderte wegen der dortigen Kälte und des Mangels an Unterkünften weitere Todesopfer.

Organisatorisch arbeiten die kirchlichen Organisationen ökumenisch als „Churches Drought Action in Af rica — CDAA” zusammen. Evangelische und katholische Hilfswerke haben für die nächsten zwölf Monate ein umfangreiches Programm erarbeitet, Lebensmittelhilfe erhofft man vor allem von den USA, Kanada, Australien und der Europäischen Kommission.

Österreichs Caritas bemüht sich derzeit über den Malteser-Hilfsdienst um die Rekrutierung von Fachpersonal (Ärzte, Krankenschwestern, Ernährungsexperten u. a.), das möglichst rasch seine Tätigkeit in Äthiopien aufnehmen soll.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung