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Hinter unserem Urlaub: Trostlosigkeit

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Die tägliche Nachrichtenflut beweist, wie sehr die Welt in Unordnung ist. Es gibt dafür einen Hauptgrund, den John F. X. Harrieott, im „Tablet“, Juni 1975, in der (umgerechnet) schlichten Summe von 4320.000,000.000 Schilling ausdrückt. Das riskiert die ideologisch zerklüftete Welt für Waffen. Kaum ist irgendwo ein neuer Staat entstanden, gleich wird er zum Stützpunkt, und der Waffensegen, gegen Kredit oder graüsl kommt ins Haus. Waffen kann man nicht essen

Pulver und Eisen aber stillen keinen Hunger. Deswegen gibt es 460 Millionen schwerst unterernährte Menschen, davon 10 Millionen am . Rande des Verhungerns. Wegen Proteinmangel zeigen 200 Millionen Kinder schwere gesundheitliche Schäden. In 21 Ländern sind 90 Prozent der Bevölkerung Analphabeten, in vielen händern jeder zweite Einwohner. 1972 wurden in unserer Welt pro Soldat 187.290 Schilling ausgegeben, pro Schulkind nur 3024 Schilling. Es gibt Länder, dort kommt auf 50.000 Menschen ein einziger Arzt, in „höherrangigen“ Entwicklungsländern einer auf etwa 4000 Personen. ■ Wir können nicht einfach wegschauen

Hinter unserem schönen Vordergrund von Sommer, Ferien, Urlaubsstimmung und Massentourismus sieht es trostlos «ms. In den vielen

Armenhäusern der Welt, wie zum Beispiel in Bangla Desch, vollziehen sich entsetzliche Hungertragödien.

Daß es Waffen statt Brot gibt, dazu Elend, Unwissenheit und Uneinigkeit, ist die Last, mit der die Welt lebt. Der Glaube, daß sie rasch abzuwerfen wäre, ist eine Illusion. Aber wo Menschen leiden, dürfen wir nicht wegschauen. Am wenigsten kann das die Caritas in xihrer V e r-antw Ortung, deswegen ruft sie unentwegt zu Aktionen auf. Ihre Verbände in der Welt verstehen sich, was ihre' Auslandstätigkeit betrifft, als Rettungsabteilungen gegen Hunger, Flüchtlings- und Katastrophennot.

Auch Österreich wurde heuer von

Überschwemmungskatastrophen heimgesucht. Tausende Familien haben das Unheil im Haus gehabt. Innerhalb von Stunden waren Fußbör den, Möbel, Elektrogeräte zerstört. Die Differenz zwischen wirklichem Schaden und der möglichen Vergütung durch öffentliche Mittel im Einzelfall bewirkt bei Mittellosigkeit den Hilfsfaü, den „SOS-FaW.

Österreichs Hilfe — ein Teil internationaler Hilfe

Damit das als solches proklamierte „Heilige Jahr“ 1975 nicht, ganz zu einem „Jahr des Unheils“ wird, ruft die Caritas zur Sammlung für die Hochwasseropfer in Österreich und für folgende sechs Hilfsprojekte gegen Hunger, Flüchtlings- und Katastrophennot auf.

Benötigt werden 1 Million Schilling für eine Milchpulversendung für Dürreopfer in Äthiopien. In den für sie eingerichteten Lagern kommen Woche für Woche 200 Kinder um, weil ihnen Proteine fehlen.

Die Caritas finanziert in Senegal das sogenannte Bewässerungsprojekt Nianing II, nachdem Nianing I durch die bereits erfolgte Hilfe zu einem Ernteerfolg auf verdorrten Böden geführt hat. Spezialbohrungen bis in ■350 Meter Tiefe sind erforderlich. Projektkosten 2,4 Millionen Schilling.

3 Millionen Schilling erfordert ein Hilfszuschuß für Flüchtlinge in Thailand, die sich ■ nach den politischen Veränderungen in Südostasien dorthin gerettet haben, ;

2 Millionen Schilling erfordert ein Zuschuß zu einem mit internationaler Hilfe durchgeführten Ausspei-sungsprojekt in Bangla. Desch.

österreichische Missionsschwestern errichten in einem medizinisch unterbetreuten Gebiet in Belgauml Nord-Kanaral'Indien ein kleines Krankenhaus mit 72 Betten. Kosten 3 Millionen Schilling.

Für die Beteiligung an einer internationalen Aktion für Dürreopfer in . Haiti, und zwar für die Beschaffung von Saatgut und Kunstdünger, sind 600.000 Schilling erforderlich.

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