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Zahlen zum Nachdenken

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Die Zahl der Katholiken ist in den letzten zehn Jahren nach Schätzungen der Päpstlichen Missionswerke von 734 auf 884 Millionen gestiegen. Damit konnten sie ihren Anteil von 18,5 Prozent der Weltbevölkerung halten, während der Anteil aller Christen (siehe Kasten „Religionen 1984") leicht zurückgegangen ist, auf der anderen Seite aber der Islam und die Bekenntnislosig-keit deutlich aufgeholt haben.

Der jährliche „Sonntag der Weltmission", der heuer auf den

21. Oktober fällt, ist ein Anlaß, darüber nachzudenken, was von den Christen für die Verbreitung ihres Glaubens getan wird und getan werden soll. Der biblische Auftrag „Geht hinaus in alle Welt und lehret alle Völker ..." ist unmißverständlich, freilich hat die Form, wie man diesem Auftrag bisweilen nachgekommen ist — nämlich mit Feuer und Schwert, den Begriff „Mission" negativ belastet. P. Provinzial Kurt Piskaty SVD hat als Sprecher eines ausgesprochenen Missionsordens (Priester des Göttlichen Wortes) sicher recht, wenn er sagt: „Wem Glaube nichts bedeutet, dem kann Mission nicht erklärt werden."

Piskaty hat auch eine Erklärung dafür, warum die Kirche in den Entwicklungsländern noch wächst: „Die Missionskirche weiß sich dem Dienst an Menschen in

Not verpflichtet, sie hilft den Hungernden und Kranken, sie bekämpft Unwissenheit und soziale Ungerechtigkeit. Dieser Dienst an den Menschen wird in vielen Ländern der Erde geschätzt und angenommen. Viele Menschen haben Vertrauen zur Kirche. Die Kirche tritt ihnen ja auch nicht mit einem Machtanspruch oder mit Forderungen entgegen, sondern in Schlichtheit und Unauf dringlich-keit."

Die katholische Kirche besteht derzeit aus 2469 Bistümern, 1517 davon liegen in Afrika, Asien, Lateinamerika und Ozeanien, wo heute über 60 Prozent aller Katholiken leben. 898 Diözesen in diesen Gebieten werden von den Päpstlichen Missionswerken unterstützt. Alle diese Diözesen zusammen erhielten 1983 84 Millionen Dollar, etwa 1,7 Milliarden Schilling. Zum Vergleich: für das neue Allgemeine Krankenhaus in Wien werden allein die jährlichen Betriebskosten auf vier Milliarden Schilling geschätzt!

Der englische Kirchenstatistiker David Barrett hat vor etwa drei Jahren berechnet, daß 195 Millionen Christen in absoluter Armut leben, während getaufte Christen in Amerika und Westeuropa 62 Prozent des jährlichen

Welteinkommens beziehen und davon 97 Prozent für sich selbst ausgeben.

In Österreich spendeten im Vorjahr die Diözesen Wien, Feldkirch und Linz am meisten für die Mission, allein am Weltmissionssonntag kamen 27 Millionen Schilling zusammen. Weltweit liegt.Österreich auf dem neunten Platz und übertrifft immerhin Großbritannien, Australien und die Schweiz. 652 österreichische Missionare, großteils Schwestern, sind gegenwärtig im Einsatz.

Inzwischen ist es aber schon so, daß die „missionierten" Völker sich zu „missionierenden" Völkern gewandelt haben. Während der Strom von Missionaren aus Europa und Nordamerika stagniert, entsenden bereits die jungen Kirchen der Dritten Welt ihre Missionare in andere Entwicklungsländer, aber auch in Industriestaaten. Allein die tansanische Diözese Moshi hat schon an die 40 Missionare außerhalb der Landesgrenzen im Einsatz, ein Staat wie die Philippinen sogar 800!

Ein neues Zeitalter in der Geschichte der Weltkirche ist angebrochen. Am Weltmissionssonntag kann jeder sein Scherflein dazu beitragen.

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