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Ein makabres „Fest

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Ein makabres „Fest", das da kürzlich veranstaltet wurde: am 42. Jahrestag der sogenannten Kristallnacht beging die Aktion gegen den Antisemitismus in Österreich ihr 25-Jahre-, Jubiläum''.

Wahrlich kein Grund zum Feiern. Denn nach wie vor ist, wie Prof. Friedrich Heer in seinem „Festvortrag" betonte, Antisemitismus ein weltweites Phänomen und Österreich dabei keineswegs eine Insel der Seligen.

Nach wie vor ist er hierzulande nicht nur ein gesellschaftliches, sondern auch ein „religiöses, kirchliches, christliches, ja nachchristliches" Phänomen. Und nach wie vor sind von der .Seelenkrankheil" Antisemitismus Junge ebenso wie A Ite. Gebildete und Ungebildete. Arme und Reiche, Frauen und Männer, Religiöse ebenso wie A theisten befallen.

Antisemitische Aufschriften. Wirtshausgespräche und .gepflegte' Witze gehören nach wie vor zum österreichischen Alltag, ja es scheint, als wären sie in den letzten Jahren geradezu wieder gesellschaftsfähig geworden.

Was also haben die Informationen, Diskussions Veranstaltungen.

Lehrerseminare, Kämpfe gegen antisemitische Ausschreitungen, Pamphlete, Zeitungsartikel und Ritualmordlegenden genützt? Warum wollen antisemitisch Eingestellte ihre Vorurteile nicht durch Wissen antasten lassen?

Immer noch findet der Kampf gegen den Antisemitismus im kleinen Kreis, in äußerst vorsichtig und äußerst selten formulierten kirchlichen und politischen Stellungnahmen, beinahe unter Ausschluß der Medien und weitgehend ohne Juden statt, die resignierend die Flucht nach innen angetreten haben.

Es gibt A ugenblicke, in denen ich mich verbittert frage, ob es sich bei unserer Tätigkeit in der {nunmehr von Univ.-Prof. Erijia Weinzierl geleiteten) „Aktion gegen den Antisemitismus", deren Schirmherrschaft Bundespräsident Kirchschläger schon vor mehreren Jahren übernommen hat, nicht um einen Kampf gegen Windmühlen handelt. Winzige Erfolge, ein einziges positives Echo, ein einziges gutes Gespräch müssen genügen, unser Engagement wachzuhalten. Für noch weitere 25 Jahre?

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