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Ende gut…

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Klagenfurt hat die Spielzeit abgeschlossen und mit der „Lysistrata“ des Aristophanes den Schlußpunkt gesetzt, von Spiros Evangelatos1 Regie leicht und so hingetupft, als hätte der Autor der unsterblichen Komödie Aristophalles geheißen; der Titel aber wurde bei Bearbeitung der Seeger-Ubertragung neugriechisch mit „Lissistrdti“ festgelegt.

Schicken wir voraus, daß bei allem Einwand gegen eine Überbetonung des Derben und der Über- flüssdgkeit deutlicher Hinweise eine ausgezeichnete Aufführung ihre Verwirklichung fand, die die Feststellung „So toll trieben es die alten Griechen“ mit der Bemerkung „toller aber die jungen Klagenfurter“ herausfordert. Der griechische Regisseur, der immer dem Interesse begegnete, verpflanzte die Komödie von den Frauen, die sich gegen den Krieg Athen—Sparta wandten, indem sie sich den Männern versagten, halb in die Clownerie, halb in eine gelungene Revue mit Folklore, Strip-tease — nur angedeutet und geradezu charmant — und Brecht- Song, der das Menschliche beschwor, und gewann heutiger Musik Klangpointen ab, die sich der Zwei- tausendjährigkeit des Stückes aufs wirksamste verbanden. Zu dieser hatte ihm sein Landsmann Stephanos Gazouleas einiges hinzukomponiert, Matthias Kralj das Bühnenbild mit Akropolis und Stadtmauer und der Aufforderung „Make love not war“ geformt, und Evelyn Frank Kostüme geschaffen, die in ihrer bunten Freudigkeit die athenischen Frauen prächtig kleideten.

Der Dialekt, der sich bei Seeger im Schwäbischen tummelt, war zur Kennzeichnung Athen-fremder Weiblichkeit aus dem Lavanttal geholt worden, und die Lambitö (Willy Noll) offerierte sich sozusagen als BdM-Maid dem amüsierten Publikum, das sich in die Begeisterten der Abende und die später ob der Zötchen rebellierende Minderheit teilte. Aufgeboten war das ganze Sprechensemble, das aber nicht verfehlte, sich einem stimmungsvollpoetischen Sehnsuchtschor hinzugeben und auch tänzerisch im Sirtaki Exaktheit zu zeigen. Einen höchst überflüssigen Gag ließ man sich einfallen, indem man nach drei Minuten Prolog die große Pause ansetzte, „damit ein grober Fehler des Dichters“ gutgemacht werde, worauf bei den Wiederholungen ein Teil der Besucher es vorzog, erst nach dem Prolog ins Theater zu kommen.

Den Leistungen der wohlausgewogenen Besetzung ist ausnahmslos Lob zu zollen — der höchst engagierten Eike Konolo in der Titelrolle, der Mirini (Gunda König) sowie Horst Eder (Minister), Peter Uray (Kinissias) und dem spartanischen Herold Hermann Faltis, der sich allerdings ein wenig Zurückhaltung hätte auferlegen können. Begnügen wir uns mit diesen Namen, ohne damit die Leistung der Ungenannten schmälern zu wollen. Ein „wilder“ Zuschauer bewies, daß sich bei Aristophanes sogar Judo ohne Schädigung des Werkes einbauen läßt.

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