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Enzyklika zur veränderten Welt

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Als Johannes Paul II. vor zehn Jahren, am 13. Mai 1981, zur Audienz auf den Petersplatz fuhr, hatte er eine Ansprache bei sich. Sie galt der Sozialenzyklika „Rerum no-varum", die vor 90 Jahren veröffentlicht worden war. Der Papst konnte die Ansprache nicht mehr halten, da er wenige Minuten vorher schwer verwundet zusammenbrach.

In dieser Ansprache stand: Mit der Sozialenzyklika „Rerum nova-rum" „hat die Kirche die neue und schwierige Aufgabe übernommen, einer Welt im raschen Wandel eine Lehre anzubieten, die imstande ist, auf die Herausforderungen der sich stürmisch verändernden Industriegesellschaft eine Antwort zu geben".

Man kann ohne Übertreibung sagen: Bisher hat sich kein Papst so oft auf die Soziallehre der Kirche berufen wie Johannes Paul II. Es begann mit seiner ersten Pastoralreise nach Lateinamerika und dauerte fort bis zur Neujahrsansprache 1991. Seine beiden Sozialenzykliken über die menschliche Arbeit (Laborem exercens) und über Entwicklung und Frieden (Sollicitudo rei socialis) haben für Aufregung gesorgt. Man denke nur an den Satz in „Laborem exercens": „Die Person steht höher als die Sache, die Arbeit höher als das Kapital." Und den Satz in der Entwicklungsenzy-

klika: „ Gier nach Profit und auf der anderen Seite Verlangen nach Macht" führen mit Notwendigkeit zu „Strukturen der Sünde".

Man war in Rom eigentlich nicht überrascht, als Johannes Paul II. am Neujahrstag eine neue Sozialenzyklika ankündigte. Die 100-Jahrfeier von „Rerum novarum" bietet dem Papst eine einmalige Gelegenheit, das zu tun, was er in seiner Ansprache am 13. Mai 1981 sagen wollte: Eine neue Antwort zu geben auf die „sich stürmisch verändernde Industriegesellschaft". Die größte Tageszeitung Roms schrieb es so: „Die zweite Sozialenzyklika des Papstes Wojtyla geißelte noch eine Welt, die in zwei Blök-ke aufgeteilt war. Die dritte Sozialenzyklika steht vor einer anderen Weltlage" (Repubblica).

Johannes Paul II. sagte in seiner Neujahrsansprache selber: Dieneue Sozialenzyklika wird sich nicht auf dieRückschau der vergangenen 100 Jahre beschränken. Sie wird die Soziallehre der Kirche „im Blick auf die Probleme unserer Zeit" fortschreiben.

Das heißt mit anderen Worten: Die neue Sozialenzyklika wird im Licht der „Magna Charta" der Soziallehre der Kirche versuchen, die großen Ereignisse der Gegenwart zu deuten und Orientierung für die Zukunft zu geben.

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