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Friede: Mut zur Utopie!

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Wohl sollte ein Gesamtkonzept für Abrüstung erarbeitet werden, doch müßten einmal erste, durchaus einseitige Schritte gesetzt werden, um den Teufelskreis von Rüstung, Nachrüstung und Aufrüstung zu durchbrechen.

Diese Auffassung vertritt die interna- »tionale katholische Friedensbewegung „Pax Christi“, deren Generalrat vom 27. bis 31. Mai im katholischen Bildungshaus Wien-Lainz tagte. In einer Resolution wird eine Verurteilung nicht nur des Gebrauchs, sondern auch des Besitzes von Kernwaffen gefordert.

„Pax Christi“ entwickelte sich nach dem Zweiten Weltkrieg als eine Bewegung zur Förderung der Aussöhnung zwischen Deutschen und Franzosen. In der Folge wurden auch in anderen Ländern Stützpunkte gegründet, so 1952 in Österreich durch Prälat Karl Rudolf.

Manche Länder haben eine regelrechte Mitgliederbewegung daraus gemacht. Die österreichische Sektion ist im Unterschied dazu ein Gremium von 20 ständigen Mitarbeitern und einem weiteren Kreis'von Fachberatern.

Die Sektion, deren Präsident Weihbischof Jakob Weinbacher und deren Generalsekretär Lonny Glaser ist, versteht sich als Impulsgruppe, die zum Nachdenken und Nachvollziehen anregen möchte (Sekretariat: 1010 Wien, Stephansplatz6/51,Tel.53 25 61-373).

Stoßrichtungen von Pax Christi sind Gebete, Studien und Aktionen für den Frieden. An der Spitze von Pax Christi International steht der Generalrat.

In seiner Deklaration forderte dieser nun von der Kirche, sich als „führende Kraft bei der Suche nach neuen Wegen des Denkens und neuer Zugänge zur Abrüstung“ zu verstehen und für die Friedensarbeit Kriterien aufzustellen, die auf dem Prinzip der Gewaltfreiheit beruhen und Brücken zu einer utopischen Weitsicht ohne Waffen schlagen müßten.

Bei der zweiten UN-Sondervollver- sammlung über Abrüstung im kommenden Jahr wird auch der Präsident von Pax Christi International eine Erklärung abgeben.

Sofort sollten, so führte Weihbischof Thomas Gumbleton von Detroit (USA) bei einer Pressekonferenz in Wien als Vizepräsident von Pax Christi International aus, die SALT- und MBFR-Abrüstiingsgespräche fortgeführt werden.

Die Aktivitäten von Pax Christi sind von der Zielsetzung her nachhaltig zu begrüßen. Freilich wird man diesef Gruppe immer'wieder auch Mut und wirklichkeitsnahe Weitsicht empfehlen müssen.

Konkret: Wenn heute der Westen einseitig abzurüsten begänne, während der Osten seit Jahren massiv aufrüstet, käme einmal der Punkt, an dem das Ungleichgewicht Kurzschlußreaktionen provozieren könnte: entweder einen Angriff des Ostens oder einen Verzweiflungsschlag des Westens, der sich immer stärkeren politischen Pressionen zu entziehen versuchen würde.

Alle bisherigen Erfahrungen zeigen, daß einseitige Abrüstungsmaßnahmen den Gegner nicht zur Nachahmung ermuntern, sondern zur Wahrnehmung des Vorteils.

Deshalb sollten auch Christen sich eine Verunglimpfung der Gleichgewichtspolitik gut überlegen. Sehr wohl aber können und müssen sie Gleichgewichtsabkommen auf sinkenden und nicht auf ständig steigenden Rüstungsniveaus fordern.

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