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Zweifelten — ein Geist

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Wien wird im heurigen Sommer den großen Kongreß der internationalen Studentenvereinigung „Pax Romana“ beherbergen. Von den weltweiten Arbeiten der Vereinigung zeugt der untenstehende Bericht von einer bedeutsamen Seminargründung in Ghana und einer ernsten Aussprache über afrikanische Probleme, die zu Ostern in Den Haag fortgesetzt werden soll. „Die Furche“

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Wien wird im heurigen Sommer den großen Kongreß der internationalen Studentenvereinigung „Pax Romana“ beherbergen. Von den weltweiten Arbeiten der Vereinigung zeugt der untenstehende Bericht von einer bedeutsamen Seminargründung in Ghana und einer ernsten Aussprache über afrikanische Probleme, die zu Ostern in Den Haag fortgesetzt werden soll. „Die Furche“

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Das erste afrikanische Seminar der internationalen Studentenvereinigung Pax Romana, das in der letzten Woche des vergangenen Jahres in A c c r a, der Hauptstadt des afrikanischen Freistaates Ghana, abgehalten wurde, verdient seinen Namen in des Wortes vollster Bedeutung: Es wurde Samen ausgestreut, der einmal aufgehen soll.

„Wir 93 Delegierte aller afrikanischen Hochschulen südlich der Sahara sind einer Einladung der Pax Romana nach Ghana gefolgt, um gemeinsam unsere Verantwortung als Studenten und Bürger des jungen Afrika zu überdenken.“

Sq umriß die Einleitung des SchlußkppRujaj-ques den Sinn und 'Zweck dieser serftinarisfri-schen Tagung. Aus neun afrikanischen Ländern entsandten 17 Universitäten führende katholische Jungakademiker zu diesem Treffen, an dem auch Mitglieder der Pax Romana aus sieben europäischen Ländern und Indien teilnahmen. Daß die beiden katholischen Universitäten des Kontinents, das Lavanium in Belgisch-Kongo und Roma im Basutoland, einen hervorragenden

Anteil nahmen, war zu erwarten gewesen. Die Kontakte Afrikas zur Pax Romana gehen, nach einer Erklärung des Professors Patrick H u 1-I e d e von der Technischen Universität K u-masi inGhana, bis in das Jahr 1952 zurück. Professor Hullede bemühte sich durch einen persönlichen Besuch bei der Pax-Romana-Zen-trale der Schweizer Hochschulstadt Freiburg um eine engere studentische Zusammenarbeit. Eine Frucht dieser Aussprachen war es, daß die Europäische Föderation der Pax Römana aktive Hilfe in Aussicht stellte und ein Ausbau des Seminars von Accra möglich wurde.

An der Tagung von Accra nehmen die höchsten Vertreter von Staat und Kirche des Gastlandes teil. Sie trugen aktiv bei zur Lösung typisch afrikanischer Probleme. Was Dr. Kwame Nkrumah, der Ministerpräsident von Ghana, dem Auditorium über die Aufgabe als christlicher Akademiker sagte, war gewichtig. „Ghana“, sagte er, „hat der aufopfernden Arbeit der christlichen Mission viel zu danken. Ich selbst könnte ohne die Missionäre nicht das sein, was ich bin.“ Der christliche Glaube, erklärte er, sei allein fähig, die auseinanderfallende Welt wieder zusammenzuführen. Gerade diese Tagung in Accra zeige deutlich, daß Rassenprobleme, Kolonialismus, Kommunismus als Bedrohung in Afrika nicht bestehen müßten,

wenn die schweren Probleme vom Religiösen her eine Lösung erhielten.

Ueber die Anteilnahme der Pax Romana an der Lösung der großen Aufgabe führte die Präsidentin der Vereinigung, Maria de Lourdes P i n t a s i 1 g o, Lissabon, in ihrem Referat aus: „Pax Romana existiert erst seit 1921, zeigt aber heute schon in ihren 86 Föderationen, die über 47 Länder verteilt sind, etwas von der Weltweite der Kirche. Dieses Seminar hier in Afrika bedeutet für uns neue Inkarnation katholischen Geistes. Afrika ist ein Anliegen unserer Arbeit, weil es Anliegen der Kirche ist, und Kirche sind wir, wie die Getauften in Afrika und Europa. Wir wollen nichts weniger als eine Synthese dieser beiden Welten. Dieses Seminar wird Ausgangspunkt für eine reiche Arbeit, die uns bevorsteht, sein.“ Diese Arbeit wurde in den acht Tagen des Seminars in einer Reihe von Vorlesungen aufgezeigt. Da standen zunächst die religiösen Fragen einer jungen Kirche, die sich mit den vielen abergläubischen Ueberlieferungen einer langen,- Vergangenheit auseinandersetzt. Die juIfg-etf'-'Memrke'ftP-clle zukünftig*“ Führer• ihm VollWM-'d Uttrwtt! tfivW'tiße'r' zeugen, daß die Annahme des Christentums kein Aufgeben der eigenen Kulturwerte bedeute, da das Christentum an keine Form der Zivilisation und materiellen Kultur gebunden sei.

Ebenso mutig wurde das Problem der Frau in Afrika behandelt. Fast ein Drittel der Seminarteilnehmer waren Studentinnen aus dem höher entwickelten Südafrika, die in den Diskussionen

ihren männlichen Kommilitonen durchaus nicht unterlegen waren. Das war nicht mehr das alte Afrika mit seiner Minderbewertung der Frau! Der Frau durch entsprechende Bildung und Aufgaben im öffentlichen Leben aus ihrer unwürdigen Stellung herauszuhelfen, war Arbeitsthema eines ganzen Tages. Gründlich durchbesprochen wurde auch das für Afrika so aktuelle Thema der fachlichen Universitätsbildung. Offen wurde die Tendenz der jungen afrikanischen Staaten analysiert, deren überschäumender Freiheitstaumel langsam, aber sicher in einen Totalitaris-mus absinke — hinter ihm liege der Kommunismus auf der Lauer, um zur rechten Stunde eine unliebsam gewordene Regierung abzulösen.

Die am Ende der Arbeitswoche gefaßten Entschließungen zielen ganz konkret auf die Schulung von Gruppenführern für die Pax-Romana-Arbeit, auf einen Gedankenaustausch untereinander, auf die engere Zusammenarbeit mit den außerafrikanischen Kollegen und Vorbereitung eines weiteren afrikanischen Seminars. Die geistige Vorbereitung afrikanischer Studenten, die zum Studium nach Europa und Amerika gehen sollen, wurde als ein besonders dringendes Aufgabengebiet herausgestellt.

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