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Gäste in der Staatsoper

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Die Aufführungen von „Cavalle-ria“, „Bajazzo“, „Margarete“ und „Schweigsame Frau“ gaben Aufschluß über die letzte, qualitativ unterschiedliche Gastspielaktion der Staatsoper. Nach fünfzehnjähriger Pause war Mario del Monaco wieder am Ring zu hören, und zwar als Canio in „I Pagliacci“. Die stimmlichen Abnützungserscheinungen seines Tenors äußern sich in einer oft recht trockenen, aber geschickt kaschierten Mittellage, auf die der Künstler glanzvolle, ihre Publikumswirkungen nicht verfehlende Spitzentöne aufsetzt. Geblieben ist das große, auch in der Darstellung sich äußernde Temperament Monacos und der italienische Slancio seines Singens. Unter der einschläfernden Leitung des Dirigentengastes Reynold Giovaninettis hörte man in „Caval-leria“ den Miniatur-Turridu eines Herrn Toffoli und eine die Vorstellung halbwegs möglich machende Santuzza Maria Bordin-Naves.

In Gounods „Margarete“ waren die Hauptrollen drei prominenten Gästen zugeteilt, von denen Jeanette Pilou für die virtuose Interpretation der Titelpartie der erste Preis gebührt. Edelstes Soprantimbre, farbenreicher Stimmklang, sauberste Intonation und treffliche Phrasierung vereinigen sich hier. Rang zwei wäre zu gleichen Teilen dem Mephisto Bonaldo Ciaiottis und dem Faust Franco Bonisollis zuzuerkennen. Giaiotti, kein schwarzer, diabolisch-schwefliger Baß, aber mit kraftvollem, pompös klingendem Organ ausgestattet, sang ein prächtiges „Rondo“ und ein noch besseres Spartlied vor der Duellszene. Bonisolli läßt einen schönen, Spuren heldischen Einschlags verratenden Tenor hören, den er kultiviert einsetzt, wenn er am Schluß auch leichte Ermüdungserscheinungen aufweist. Sehr gut gelang die — unter genauer stimmlicher Kontrolle das hohe C vorbereitende — Kavatine, das Duett mit Margarete zeigte ihn als noblen, beste Kanti-lene wahrenden Tenorpartner.

Für Richard Strauss' selten angesetzte „Schweigsame Frau“ war in Thomas Herndon ein Gast für die Rolle des Henry Morosus geholt worden. Der Künstler, sympathisch in Spiel und Erscheinung, hatte einen etwas spröden, aber beweglichen Tenor einzusetzen, der aber im Lauf des Abends an milderer, wärmerer Farbe gewann. Für Aminta, Henrys Frau, verschrieb man sich als zweiten Gast Meredith Zara, die man allerdings schon von einem früheren aushilfsweisen Auftreten als Königin der Nacht her kannte. Die Sängerin wußte mit ihrem hohen, sehr hellen Koloratursopran geschickt umzugehen und empfahl sich für andere einschlägige Rollen. Janos Kulka am Dirigentenpult verstand sich ausgezeichnet mit Strauss' prächtiger komischer Oper.

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