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Brigitte Schurz studierte Medizin und absolvierte ihre Fachausbildung als Gynäkologin. Seit 1984 arbeitet sie an der I. Universitäts-FrauenkUnik. An der Hormonambulanz ist Brigitte Schurz auch für IVF-Behandlungen zuständig. Dabei seien ihr die Aufklärungsgespräche besonders wichtig, „weil Frauen psychisch sehr darunter leiden, nicht schwanger zu werden, und die Belastungen der Hormonbehandlung als starken Streß empfinden“.

Aufgeklärt werden die Frauen über die vorgesehenen Behandlungsvorgänge, über mögliche Nebenwirkungen. Am Beginn der Behandlung sei auch das Gespräch mit beiden Partnern wichtig.

Brigitte Schurz führt alle notwendigen Untersuchungen alternierend mit dem Leiter der Hormonambulanz, Dozent Johannes Huber, durch. Sie nimmt auch die notwendigen UltraschaUuntersu-chungen und die Punktionen vor. Auch für die Bauchspiegelung zur Eizellenentnahme und den Embryotransfer ist sie zuständig. „Besonders in der Phase zwischen Embryotransfer und dem tatsäch-Uchen Eintreten der Schwangerschaft, in der viele Patientinnen zu Depressionen neigen, muß man für sie da sein“, resümiert die Gynäkologin.

Fallweise würden zu den Gesprächen mit den Betroffenen auch Psychologen herangezogen, im Psychologenteam arbeitet • auch ein Gynäkologe mit: „Für den Fall, daß wir nicht mehr zurechtkommen.“

Wirkung und Bedeutung der Hormone habe sie schon immer interessiert, als Frau sei es ihr vieUeicht besser möglich, auf hor-moneüe Probleme der Frauen einzugehen.

Welche negativen Reaktionen seitens der hier behandelten Patientinnen hat Brigitte Schurz erlebt? „Wenn Frauen hormoneU stimuliert werden, aber nicht zur Punktion zugelassen werden können, weil die Eier springen oder weil an diesem Tag die Spermien-quaUtät schlecht ist, dann sage ich den Frauen ganz ehrlich, daß es besser ist, jetzt die Behandlung abzubrechen. Die Punktion ist ja immerhin ein operativer Eingriff.“ Auch bei Zyklusstörungen, bei denen sich in den Follikeln keine Eizellen befinden, müsse dies den Patientinnen offen gesagt werden. In solchen Enttäuschungssituationen sei das Gespräch mit dem behandelnden Arzt sehr wichtig. Alle sich aus der Behandlung ergebenden Fragen müßten von ihm beantwortet werden.

Eine neu entwickelte Variante des IVF-Behandlungsprogramms ist die GIFT (Gameten-Intra-Fal-lopian-Transfef)-Methode, bei der im Falle schlechter Samenqualität, aber durchgängigem Eileiter oder bei sonst ungeklärter Sterilitätsursache SamenzeUen und EizeUen bei der Bauchspiegelung „sandwichartig“ in den Eileiter placiert würden. Der Weg für die SamenzeUen würde so abgekürzt. Diese aufwendige Methode wird bei männUcher SteriUtät recht erfolgreich angewendet.

Als Ursache zunehmender Sterilität bei Frauen und Männern sieht Brigitte Schurz, die selbst noch keine Kinder hat, vor allem immunologische Faktoren, also Unverträglichkeit der Ei- und Samenzellen und beruflich bedingten Streß. Berufstätige Frauen die zu lange den Kinderwunsch aufschieben, seien häufig von dieser Sterilitätsursache betroffen, auch starke Raucherinnen und Raucher seien häufig steril.

Durch die IVF-Behandlung seien die Betroffenen aUerdings wieder einer Streß-Belastung ausgesetzt. „Deswegen ist es für die Patientinnen wichtig, während der Behandlung hier in einem Team von betreuenden Ärzten eingebunden zu sein, an die sie sich jederzeit werden können“, betont die Gynäkologin. Sie bewundere viele Patientinnen wegen deren Bereitwilligkeit, die Belastungen der Behandlung auf sich zu nehmen.

Man lege auch Patientinnen nahe, die Behandlung aufzugeben, wenn beispielsweise wegen schlechter Samenqualität keine Aussicht auf Erfolg gegeben sei. Brigitte Schurz: „Aber ich kann mich an keinen FaU erinnern, in dem eine Patientin unzufrieden war und deswegen die Behandlung abgebrochen hat.“

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