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Bewohnbare Utopien

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Eine „bewohnbare Utopie" hat uns der katholische Fundamentaltheologe P. M. Zu-lehner empfohlen: ein Traumziel also, das nicht jenseits aller Wirklichkeit liegt, sondern Hoffnung bietet. Wo, zum Kuckuck aber, ist ein solches denn in Sicht?

Die Antwort könnte lauten: Rund um uns, wenn wir uns zusammenreißen und den Blick über einen sterbenden Baum und über eine punktuelle Ozonstatistik hinaus zum größeren Ganzen heben!

Das Worldwatch Institute hat eben den Band „Vital Signs 1994" herausgebracht und folgende für das Leben der Menschheit entscheidende Trends nachgewiesen: Die Lebenserwartung nimmt weltweit zu, der Lagervorrat an Atomwaffen dramastisch ab. Tendenziell verlagert sich der Energieverbrauch von Kohle und Öl zum umweltfreundlichen Erdgas, und die ozonschichtverzehrenden Chlorfluorkarbonate sind seit dem Rekordausstoß von 1988 um fast 60 Prozent zurückgegangen. TVTatürlich gibt es auch Negativtrends. In Rußland etwa J_ i geht die Lebenserwartung zurück - vor allem wegen zunehmender Umweltverschmutzung, mehr Zigarettenkonsum und verfallender Gesundheitsdienste.

In Thailand kürzt Aids die durchschnittliche Lebensspanne. Weltweit sind schon 22 Millionen Menschen mit dem Aids-Virus verseucht. Die Zahl der Flüchtlinge ist auf eine neue Rekordhöhe (19 Millionen geklettert), und die Getreidevorräte der Erde gehen wie die Produktion zurück.

Aber daß weltweit die Lebenserwartung seit 1950 von 46 auf 65 Jahre geklettert ist, kann als Zeichen der Besserung von Verhältnissen nicht übersehen werden. Den Hauptbestandteil daran haben Immunisierungsmaßnahmen gegen Masern, Tuberkulose und Diphterie in Entwicklungsländern: ein Triumph der vielgelästerten Impfungen, durchgeführt vom UN-Kinderhilfswerk UNICEF.

Die UNO, mit Recht gerügt, wo sie versagt, gibt heute sechsmal so viel wie 1991 für friedenserhaltende Maßnahmen aus. Der internationale Waffenhandel ist zwischen 1987 und 1991 von 69 auf 26 Milliarden Dollar zurückgegangen. Eine bewohnbare Utopie lautet: Es ist nicht vergeblich, sich mit Hirn, Herz und Händen für eine bessere Welt zu engagieren.

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