Lebensweisen und Terror

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Drei lateinische Gedanken zum aktuellen Terroranschlag von Wien.

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Drei lateinische Gedanken zum aktuellen Terroranschlag von Wien.

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Einer meiner ersten Gedanken nach der Meldung über den Terroranschlag in Wien war lateinisch: Quo usque tandem... Wie lange noch kann die Geduld der Gesellschaft mit Extremisten missbraucht werden? Aber auch: Wie lange noch währt die Geduld der um Integration Bemühten mit jenen, die zu extremen Mitteln greifen?

In den Social Media war zu lesen, dass es sich um einen Angriff gegen die westliche Moral handelte. Auch da ist es hilfreich, sich des Lateinischen zu besinnen: Erkennt man, dass mos, moris eigentlich die Lebensweise bedeutet, richtet sich der Angriff in einem der Ausgehviertel Wiens nicht nur vordergründig gegen zu kurze Röcke und unverschleierte Gesichter, sondern allgemein gegen die Art und Weise, wie wir hier in Wien zu leben gewohnt sind. Damit weist das Drama des Extremismus allerdings wieder zurück auf die Lebensgewohnheiten der Basis: Milieus, die sich in Kleidung und Sprache, im Erziehungsstil für Mädchen und Burschen und auch im sonstigem Alltagsverhalten – zumal im Bewusstsein der Rechtgläubigkeit – von der Mehrheitsgesellschaft abgrenzen, bilden den Nährboden, auf dem der Extremist gedeiht. Wäre es nicht längst an der Zeit, sich in der Lebensweise anzupassen, damit Integration gelingt und Extremisten sich nicht bestärkt fühlen?

Für alle Seiten gilt schließlich, ein drittes lateinisches Sprichwort zu befolgen: Respice finem! Was immer du tust, tue klug und bedenke das Ende: Es wäre verfehlt, wenn die Gesellschaft jetzt sicherheitspolitisch Amok läuft und Menschen muslimischen Hintergrunds in die Enge treibt; ebenso wäre es allerdings verfehlt, zur Tagesordnung zurückzukehren, ohne sich mit den Ursachen des Extremismus zu befassen, die eben auch in einer bewussten Ablehnung der alltäglichen Lebensweise liegen!

Der Autor ist Professor für Arbeits- und Sozialrecht und Leiter des Instituts für Familienforschung.

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