7016639-1988_28_13.jpg
Digital In Arbeit

Kunstfälscher?

Werbung
Werbung
Werbung

Eigentlich sollte es nicht verwundern, daß in der bildenden Kunst das Auftreten von Fälschungen auf beunruhigende Weise zunimmt. Der Kunstmarkt ist für Investoren, Händler, Spekulanten — und damit auch für Fälscher — ungemein attraktiv geworden.

Niemand darf überrascht sein, wenn bei zunehmend unsicherer werdenden Beurteilung skriterien die Zahl von Werken mit sozusagen verbürgter Qualität vermehrt wird.

Nicht nur Claude Monet, Edouard Manet, Vincent van Gogh und andere Größen des vergangenen Jahrhunderts sind beliebt bei Fälschern, auch Wassily Kandinsky, Amedeo Modigliani, Otto Dix, Oskar Kokoschka werden mehr oder weniger gut nachgeahmt.

Galerien und Museen haben zugenommen, das Interesse der Sammler wird immer breiter gestreut, alle diese erfreulichen Phänomene begünstigen erfolglose Maler, die der Versuchung nachgeben, im Stil berühmter Kollegen — und unter deren Namen — in Galerien oder Museen einzuziehen — und zu Geld zu kommen.

Kürzlich wurde in New York eine Ausstellung interessanter Fälschungen eröffnet, ruobet ein prominenter Museumsdirektor erklärte, daß seiner Ansicht nach etwa sechzig Prozent der auf dem Markt gehandelten Kunstwerke aus Fälschungen bestünden.

Wenn man bedenkt, daß hervorragende Fachleute sich über die Echtheit mancher Rembrandts nicht einig sind (meist handelt es sich da ja nicht um Fälschungen, sondern um angeblich falsche Zuschreibungen), dann kann man ermessen, wie unsicher der Kunstmarkt heute geworden ist. Angeblich beginnt auch die Fälschung un-entdeckter oder unbekannter russischer Maler der Zwischenkrieg szeit zu blühen.

Damit fällt neues Licht auf diese Fälscher: Sie treten bewußt aus den neuesten Moden aus und tarnen sich durch den Stil der Expressionisten oder gar des Proletkults. Viele von ihnen sind beachtliche Maler. Sie wandern einfach aus der Gegenwart aus, und als Protest gegen gewisse pseudo-avant-gardistische Trends im modernen Kunsthandel wären sie sogar ernstzunehmen, würden sie dies unter ihrem eigenen Namen tun.

Offengelegt wird durch die schwungvolle Spekulation jedenfalls die tiefsitzende Unsicherheit der Sammler, vieler Fachleute und auch der Maler. Als Erkenntnis kann man nur die Schlußfolgerung ziehen: Nicht auf berühmte Namen bauen, sondern nur auf Qualität. Und nicht Namen unkritisch anbeten oder bezahlen, sondern Kunstwerke schätzen und lieben, von denen man bewegt und ergriffen ist.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung