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Mit Korruption leben?

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Korruptionsaffären sind in Österreich in der letzten Zeit so häufig und notorisch geworden, daß die Aufdeckung der Formen und Zusammenhänge von Korruption mit gesellschaftlichen Strukturen und Zuständen ein dringendes Desiderat nicht bloß der wissenschaftlichen Forschung, sondern auch der praktischen Politik ist, wenn sie sich von diesen Fehlentwicklungen freihalten oder von ihnen befreien will.

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Korruptionsaffären sind in Österreich in der letzten Zeit so häufig und notorisch geworden, daß die Aufdeckung der Formen und Zusammenhänge von Korruption mit gesellschaftlichen Strukturen und Zuständen ein dringendes Desiderat nicht bloß der wissenschaftlichen Forschung, sondern auch der praktischen Politik ist, wenn sie sich von diesen Fehlentwicklungen freihalten oder von ihnen befreien will.

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Es spricht für die Gesinnung des steirischen Landeshauptmanns, daß er einen Forschungsauftrag vergeben hat, der sich mit den Formen und Ursachen der Korruption beschäftigt und die Drucklegung der Ergebnisse, die hiemit vorliegen, gefördert hat. Das so zustandegekommene Werk läßt rund zwei Dutzend Autoren, durchwegs hervorragende Fachleute und erfahrene Persönlichkeiten, zu Wort kommen und vermittelt einen ziemlich umfassenden Uberblick über die mannigfachen Aspekte und Implikationen dieses Problems. Die Bandbreite des inhaltlich Gebotenen ist erstaunlich, sie reicht von prinzipiellen philosophischen und theologischen Überlegungen bis zu detaillierten Untersuchungen von höchst speziellen Problemen, so wie der von Karl Wenger behandelten von Subventionsmißbrauch, Subventionskriminalität und Subventionskontrolle.

Wolfgang Mantl legt den Finger auf die Wunden und Eiterherde des österreichischen politischen Systems, und auch andere Autoren sparen nicht mit einschlägigen Hinweisen, bemühen sich aber auch um die Erarbeitung von konkreten Vorschlägen zur Abstellung der analysierten und beklagten Deformationen.Allerdings darf gerade nach den Aufklärungen, die wir einmal mehr gerade durch diese Publikation über die weitreichenden Einflußzonen der österreichischen Parteien erhalten, bezweifelt werden, ob es wirklich gelingen kann, die als schädlich erkannten Erscheinungen abzustellen und aus unserem öffentlichen Leben zu verbannen. Die Verstopfung der Quellen der Deformation würde nicht nur ein grundsätzliches Umdenken, sondern auch die Bereitschaft voraussetzen, zu einer Radikalkur anzusetzen.

Wer aber hätte die Macht und Autorität, diese Selbstbeschränkung der Parteien, die eine Voraussetzung der Sanierung der Übel wäre, herbeizuführen und zu erreichen, daß die Parteien sowohl ihre Ausdehnung als auch ihre Ansprüche zurückschrauben? Angesichts dieser Sachlage bleibt zu befürchten, daß wir mit vielen Formen der offenen und versteckten Korruption weiterleben müssen und nur hoffen dürfen, daß die Demokratie alle diese Untergrabungen ihrer Glaubwürdigkeit und Funktionsfähigkeit heil übersteht.

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