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Sumpfgeruch

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Der alarmierende Rückgang des Tourismus hat zweifellos verschiedene wirtschaftliche Gründe (wir wurden schlicht zu teuer), doch gibt es noch andere, die schwer auf die negative Waagschale fallen: Österreich hat in der Welt an Ansehen und Beliebtheit verloren. Vor allem in Deutschland ist dies zu bemerken. Zwar wird im Ausland gar nicht wenig über uns geschrieben, doch muß man feststellen: wenig Gutes.

Natürlich gibt es, um von der Kultur zu reden, die großen Namen nicht mehr, sie gehören der Vergangenheit an. Dies gilt für Dirigenten, Sänger, Regisseure, Schriftsteller, Maler, Bildhauer - jeder kann sie für sich leicht aufzählen und mit den heutigen vergleichen. In der Literatur Handke, Ransmayr, dann stocke ich schon, denn Ilse Aichinger hat seit langem nichts Längeres mehr geschrieben. Wenn man die ausländische Presse über österreichische Kulturthemen mit dem Metermaß messen wollte, kämen viele Meter zusammen über die Intrigen, über Streit, Unseriosität, über einen unguten Mief im Zusammenhang mit politisch gegebenen staatlichen Subventionen.

Den stärksten Widerhall finden die lokalen Hahnenkämpfe und die massiven Beschimpfungen des eigenen Landes, das daran ja nicht gerade unschuldig ist. Merkwürdig, daß die österreichische Kulturpolitik noch nicht entdeckt hat, daß die schlechte Atmosphäre im Kulturleben keineswegs abnimmt, wenn mehr Geld gegeben wird. 70 Millionen für die Frankfurter Buchmesse, die viereinhalb Tage währt! Die Absagen der Großen (Handke, Ransmayr, Aichinger, denen sich ein paar weniger große anschließen) sind Alarmrufe.

Die Kritiken im Ausland über den Intrigensumpf der Salzburger Festspiele, über den monomanischen Irrweg Pey-manns an der Burg nähren die Berichterstattung über das kulturelle Österreich. Gewiß, mit Peymann und der Frankfurter Buchmesse macht Wien vor allem Innenpolitik. Da diese ins eigene rote Auge geht, wie die Wahlergebnisse zeigen, und zudem fürs Ausland Themen für Hohn und Spott liefert, fragt sich der Denkende, wann da endlich eine Selbstkorrektur erfolgen wird. Inzwischen wird die Meinung über Österreich im Ausland immer negativer. Wozu also nach Österreich kommen?

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