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Simbabwe kommt nicht zur Ruhe

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Ein erfolgreicher Reisediplomat in eigener Sache, das war Simbabwes Regierungschef Robert Mugabe immer schon. Bei seinem letzten Besuch in Moskau ist es ihm vermutlich gelungen, die Sowjets zu mehr Waffenlieferungen in sein Land zu bewegen, ohne dabei der kommunistischen Führungsmacht größere Zugeständnisse gemacht zu haben.

Im kommenden Jahr öffnet Simbabwes Hauptstadt Harare seine Tore für eine Gipfelkonferenz der Blockfreien. Zwischen 1986 und 1989 wird Mugabe Sprecher der blockfreien Länder sein.

Nach seinem „Erdrutschsieg“ bei den Parlamentswahlen im vergangenen Sommer, erklärten sogar einige politischen Beobachter, der frischgebackene Regierungschef mit dem diskreten Lächeln sei einer der wenigen „demokratisch gewählten Politiker“ in der Region. Viel ist von solchen Bemerkungen nicht zu halten: Die Ergebnisse der Parlamentswahlen entsprechen in Simbabwe fast genau der Zahl der Stammesangehörigen und Mugabe gehört nun mal dem Mehrheitsvolk der Shona an.

Trotz einiger spektakulärer Erfolge im In- und Ausland steht Mugabes Regime auf tönernen Füßen: blutige Unruhen in der Provinz Matabeleland fordern jährlich Hunderte von Menschenleben.

Dahinter steckt ein gnadenloser Machtkampf zwischen Mugabe und seinem aus der Zentralregierung ausgestoßenen Rivalen und ehemaligen Kampfgefährten aus dem Unabhängigkeitskrieg, Joshua Nkomo. Mugabe behauptet, Nkomo sei für die Guerilla-Aktivitäten in seiner Heimafprovinz Matabeleland verantwortlich, weil er sich auf diese Art für seine Wahlniederlagen rächen wolle. Um den Aufstand niederzuhalten, wird aus Harare regelmäßig die berüchtigte 5. Brigade, eine von den Sicherheitsleuten des nordkoreanischen Diktators Kim II Sung ausgebildete Eliteeinheit des Heeres, ins Matabeleland entsandt.

Bei ihren „Sonderaktionen“ im Matabeleland gehen Mugabes Spezialeinheiten besonders brutal vor, wie aus einem Brief des Marianhiller Missionsbischofs Heinrich Karlen aus Bulawa-yo (Matabeleland) hervorgeht: „Bei der Bekämpfung der bewaffneten Banditen und Ex-Guerillas im Busch haben viele unschuldige Leute das Leben verloren. Wir Bischöfe veröffentlichten einen sehr klaren Hirtenbrief und baten um Schutz für die hilflose Bevölkerung“.

Mit Unruhen ist in Simbabwe auch weiterhin zu rechnen, weil sich der Stamm der Ndebele vom Mehrheitsvolk der Shona unterdrückt fühlt. Den Stammeskonflikt im „Frontstaat“ Simbabwe versucht die Republik Südafrika für seine Zwecke auszunützen. Auf der anderen Seite behauptet Pretoria, das Regime in Simbabwe unterstütze nach Kräften die südafrikanische Befreiungsorganisation „Afrikanischer Nationalkongreß“ (ANC), was Mugabe bei seinem Aufenthalt in Wien dementiert hat. Während des Unabhängigkeitskrieges sind viele Weiße aus der damaligen Republik Rhodesien nach Südafrika ausgewandert.

Heute hat für die einstmals florierende Kolonie der Weißen in Simbabwe die Stunde des Aufbruchs geschlagen, obwohl Mugabe den europäischen Unternehmern die Unantastbarkeit ihres Besitzes bis 1990 zugesichert hat: Die weiße Minderheit ist von über 200.000 Weißen im Jahre 1980 auf weniger als 100.000 geschrumpft.

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