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Kein Grund zur Restriktion

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Nur wenige Tage nachdem in der deutschen Bundesrepublik die erste Konjunkturbremsungsmaßnahme der Bundesregierung und der Bundesbank — letztexe erhöhte den Diskontsatz — bekanntgemacht wurden, trat Exflnanzminister und Nationalbankpräsident Wolfgang Schmitz zu seiner alljährlichen Pressekonferenz im Wiener Hotel „Imperial“ vor die österreichischen und ausländischen Journalisten. Schmitz, im Vorjahr angesichts der ersten Konjunkturbelebungsmaßnahmen noch skeptisch, machte diesmal auf breiter Front in Optimismuis. Die Nationalbank sei mit dem Geschäftsjahr 1968 sehr zufrieden, erklärte der Präsident. Vor allem eine 13pro-zentige Steigerung der Devisenerträge habe dazu beigetragen, daß 1968 für Österreichs Notenbank ein gutes Jahr war.

In seiner Ansprache vor dem Direktorium der Nationalbank stellte der Präsident klar fest, Österreich befinde sich zur Zeit in einer neuerlichen Konjunkturaufschwungsperiode. Bereits dm letzten Quartal des Jahres 1967 habe diese begonnen. Ein Wachstum von 4,1 Prozent 1968 soll 1969 mit 5 Prozent sogar noch überschritten werden. Angesichts der deutschen Erfahrungen aus jüngster Zeit gab man sich in Nationalbankkreisen mit der Tatsache eigentlich sehr zufrieden, daß das Tempo des Konjunkturaufschwunges in Österreich nicht stürmisch verläuft.

Hängt dieses Tempo des Aufschwunges einerseits zweifellos damit zusammen, daß der konjunkturelle Rückschlag des Jahres 1967 in Österreich geringer war, was auf Maßnahmen der Bundesregierung, der Nationalbank und das verantwortungsbewußte Verhalten der Sozialpartner zurückgeführt werden kann, so steht doch auch fest, daß die Wirtschaftsausweitung nicht mit der der EWG-Länder ganz Schritt halten kann. Dieser Konjunkturverlauf ist aber zumindest aus dem Gesichtspunkt der Nartionalbank, so meint man, mit einigen Vorteilen verbunden. So. stellte Schmitz fest, je länger eine eindeutige Aufwärtsentwicklung der Wirtschaft Uberhit-zungsgefahren vermeidet, um so länger können die für die Werterhaltung der Währung Verantwortlichen von dämpfenden Maßnahmen Abstand nehmen. Eine stürmische Expansion, die Restriktionsmaßnahmen notwendig macht, zieht damit wieder die akute Gefahr von Wachstumseinbußen nach sich. Auch der Umstand, daß unser derzeitiger Konjunkturaufschwung von der Konsumnachfrage sowie vom Export und Fremdenverkehr getragen wird, ist nicht unbedingt nachteilig. Er bewirkt eine bessere Ausnützung der bestehenden Produktionseinricbtun-gen und eine sorgfältigere Auswahl der Investitionen.

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