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Nebenthema Kammer

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Nebenthema Kammer

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Nebenthema Kammer

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Die Fixierung der Politik auf das Thema Kammerreform macht mir Sorge. Gewiß, im Bereich der Kammern - vorzugsweise offenbar im Bereich der Arbeiterkammer - gibt es Handlungsbedarf; schon um Jörg Haider nicht ständig eine ungeschützte Flanke zu bieten. Verglichen mit den existentiellen Fragen dieses Landes sind und bleiben die " Kammern nur ein - zugegebenermaßen publicityträchtiges - Nebenthema. Auch dramatische Gehaltskürzungen bei den leitenden Kammerangestellten werden weder Budgetdefizit noch Leistungsbilanzdefizit verringern, eine Urabstimmung über die Pflichtmitgliedschaft löst weder die Finanzierung der Pensionen noch die der Bundesbahnen. Mit dem hastigen Aufspringen auf den von Jörg Haider gestarteten Zug gestehen SPÖ und ÖVP dem FPÖ- Chef zudem wieder einmal zu, die wichtigen „Themen“ vorzugeben.

Außerdem steigt die Gefahr beträchtlich, daß das Kind Sozialpartnerschaft mit dem Kammer-Bad ausgeschüttet wird. Man traut sich’s nach soviel Spott und Hohn gar nicht mehr zu schreiben: Ohne die Kammern und deren hervorragende (durchschnittlich bezahlte) Experten gäbe es keine funktionierende Sozialpartnerschaft, und auch die politischen Parteien täten sich ohne diesen Wissenspool verdammt hart.

Zu befürchten ist ferner, daß die an sich berechtigte Diskussion über die Gehälter der Spitzenbeamten in den Kammern nur mehr aus dem Blickwinkel des Neidkomplexes geführt wird. Das kann insoferne fatal werden, weil die Diskussion jetzt auch in den gesamten Bereich der Sozialversicherungsträger überschwappt. Gerade dort aber braucht man angesichts der anstehenden Probleme die besten auf dem Markt verfügbaren Manager. Die wird man aber schwer bekommen, wenn sie nicht nur keine der Aufgabe und der Verantwortung adäquate Gage bekommen, sondern darüber hinaus noch permanent dem Vorwurf, Schmarotzer zu sein, ausgesetzt sind. Warum eigentlich soll, wie nun zu hören ist, der Generaldirektor eines riesigen Sozialversicherungsträgers, weniger als die Hälfte seiner Kollegen in privaten Versicherungsgesellschaften verdienen? Braucht er nur halb so gut zu sein?

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