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Totalrecycling für Autos

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Ausgediente Autos hinterlassen enorme Spuren: Geht man davon aus, daß ein Mittelklassewagen rund 1000 Kilo wiegt, dann bleibt von einem „toten" Auto ein Rest von 250 Kilo unverwüstlichem Material zurück, das in erster Linie aus Kunststoffen, aber auch Glas, Lack, Gummi und anderem besteht, die auf Deponie gelagert werden müssen. Derzeit müssen jährlich in der BRD rund zwei Millionen Altfahrzeuge verschrottet werden, in Österreich rund 200.000.

Vor allem der nichtverrottende Kunststoff, dessen Gesamtaufkommen überproportional angestiegen ist, hat sich in den letzten Jahren zu einem komplizierten Problem entwickelt...

Mercedes Benz und die Voest Alpine Stahl AG haben gemeinsam eine Studiengesellschaft für die Entsorgung von Altfahrzeugen gegründet, die die Voraussetzunge für den Bau einer Pilotanlage prüft...

In einem ersten Schritt wird das Auto trockengelegt, sämtlich Betriebsstoffe wie Benzin, Öl, Bremsflüssigkeit, Kühlwasser und Kältemittel werden entommen und wiederverwertet. Motor, Getriebe, Kühler, Batterie und Katalysator werden ausgebaut, Kabelbäume und Reifen des Fahrzeuges mechanisch aus dem Altwagen entfernt. Darunter fallen auch hochwertige Kunststoffe, die sortenrein wiederverwendet werden können.

Die Karosserie einschließlich der darin verbliebenen Kunststoffe wird zu Paketen gepreßt. Dieses Paket wird bei hohen Temperaturen im Schmelzreaktor zu Stahl geschmolzen. Die Kunstanteile werden in ein energiereiches Gas übergeführt, das zum Halten der hohen Temperaturen genützt wird. Zink, Blei und andere Schwermetall verdampfen. Durch nachgeschaltete Rauchgasreinigungsanlangen und geeignete Filtersysteme sollen so niedrige Schadstoffwerte erreicht werden, daß sie unterhalb derzeitiger und zu erwartender Grenzwerte liegen.

VW/Audi/Porsche haben einen anderen Weg eingeschlagen: seit etwa drei Jahren kennzeichet der Konzern bei allen fabriksneuen Wagen die Kunststoffteile, um bei der Wiederverwertung rasch die Kunststoffe sortieren zu können. Die sortenreinen Kunststoffe sind qualitativ hochwertig und können daher wieder in die Automobilindustrie einfließen.

Demontieren und sortieren

Seit April 1990 läuft in der ostfriesischen Stadt Leer eine Pilotanlage, bei der Alt- und Unfallautos fachgerecht demontiert und „sortiert" werden. Die Metallteile kommen wie bisher in die Shredderanlage, die sortierten Kunststoffteile werden zu Granulat verarbeitet wieder der Kunststoffindustrie zugeführt.

Um sicherzustellen, daß Altautos tatsächlich entsorgt werden, soll der letzte Fahrzeughalter erst dann aus der Steuer- und Haftpflicht entlassen werden, wenn er der Zulassungstelle eine Bestätigung vorlegen kann, daß das Auto zum Recycling zurückgegeben wurde.

Auszug aus QUER VERKEHR. Landesjugend-referat Salzburg, Salzburg 1990.

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