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Unerfüllbarer Traum

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Hoch klingt das Lied der Klein- und mittelständischen Wirtschaft. Und der Lobgesang vird ausnahmsweise von Statistik und Praxis bestätigt.

Aus der Statistik läßt sich lanz deutlich und vor allem eindeutig ablesen, daß die immer teuen Beschäftigungsrekorde iusschließlich von diesem Be-•eich unserer Volkswirtschaft äetragen wurden. Während die Großbetriebe der verstaatlichten Industrie in der Zeit der Flaute ;rotz aller erdenklicher Unterstützungsmaßnahmen (Umschulung u. ä.) ihren Personalstand reduzieren mußten, gelang :s den kleinen und mittleren Betrieben aus eigener Kraft, die Zahl der Beschäftigten zu halten beziehungsweise sogar auszuweiten.

Aus seiner unmittelbaren Umgebung kann wahrscheinlich jeder von uns -zig Beispiele von :rfolgreichen Gewerbetreibenjen nennen, die von allen Kon-iunktureinbrüchen völlig unbeirrt blieben und denen auch die Steuerpolitik dieser Regierung ihren sichtlich hohen Lebensstandard nicht vermiesen kann. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen: Auch unter weit schlechteren Rahmenbedingungen gelänge es den tüchtigen Gewerbebetrieben, eine Rendite herauszuwirtschaften, die das Selbständigsein bzw. -machen gegenüber dem Kauf von, festverzinslichen Wertpapieren attraktiv erscheinen läßt.

Der Traum von einer ausschließlich klein- und mittelständisch strukturierten Volkswirtschaft, die allen konjunkturellen Einbrüchen trotzt und in der Milch und Steuern fließen, geht indes spätestens bei der Beschäftigung mit der Außenhandelsmechanik zu Ende: Die Gastherme, die der erfolgreiche Installateur montiert, die Kabel, die der gutverdienende Elektrikermeister verlegt, aber auch viele Lebensmittel aus dem gutgehenden Supermarkt müssen . industriell erzeugt werden.

Werden sie nicht in Österreich erzeugt, müssen sie eingeführt werden. Daß die dadurch entstehende Belastung unserer Handelsbilanz durch den Export von Dienstleistungen (Fremdenverkehr) allein kompensierbar ist, glauben nach den jahrelangen Diskussionen darüber nicht einmal mehr Wirtschaftsromantiker.

Ganz abgesehen davon, daß die rund 600.000 industriellen Arbeitsplätze im klein- und mittelständischen Bereich nicht unterzubringen wären.

Ein Verzicht auf Großbetriebe - wobei das, was wir hier als „Großbetriebe” einstufen, in der industrialisierten Welt ohnehin bloß als Mittelbetrieb gilt -hieße auch, auf die nur dort mögliche Forschungs- und Entwicklungsarbeit zu verzichten. Wie die technische Innovation bliebe dann überdies die Möglichkeit, die für die Führung derartiger Organisationseinheiten notwendigen Managementkenntnisse zu erwerben, auf das Ausland beschränkt.

Uber kurz oder lang würden wir dann vermutlich auch klein-und mittelständisch im Denken.

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