6914455-1981_20_16.jpg
Digital In Arbeit

Wahlen in Prag

Werbung
Werbung
Werbung

Als die Bürger der Tschechoslowakei am 16. März 1946 - vor 35 Jahren - ihre Volksvertretung wählten, da erreichte die KPC 38 Prozent. Es war das höchste Ergebnis, das je eine Kommunistische Partei in halbwegs freien Wahlen zu erreichen vermochte - und blieb doch weit unter der Hälfte der abgegebenen Stimmen, obwohl Moskau und seine Handlanger in Prag seit 1944 zielsicher auf die Machtübernahme hinarbeiteten.

Im Dezember 1943 hatte Stalin dem tschechoslowakischen Exilpräsidenten Eduard Beneš in einem' Freundschaftsvertrag zugesichert, die UdSSR werde sich weder in die inneren Angelegenheiten der CSSR einmischen, noch irgendwelche Gebietsforderungen stellen.

Aber schon im Herbst 1944 sorgten die sowjetischen Besatzer in der Karpatoukraine dafür, daß „die Bevölkerung“ ihren Anschluß an die Ukraine „wünschte“. Und als Beneš aus London nach Prag heimkehren wollte, präsentierte sich ihm in Moskau KP-Führer Klement Gottwald als künftiger Regierungschef mit einer kompletten Kabinettsliste.

Als die neue Regierung im Mai in Prag ihre Tätigkeit aufnahm, sorgte Innenminister No- sek dafür, daß die Exekutive systematisch mit Kommunisten besetzt wurde. Der Rundfunk war fest in der Hand des Propagandaministers Kopecky. Trotzdem blieben die Kommunisten bei den ersten Wahlen unter 40 Prozent. Es hinderte sie nicht, im März 1948, in einem Putsch die ganze Macht an sich zu reißen.

Die Sowjets aber verzichteten in der Folge darauf, freie Wahlen abhalten zu lassen, wo nicht Volksfrontgruppierungen mit vorher ausgemachten Machtverteilungen für klare Ergebnisse sorgten.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung