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Zu buffonesk

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Nicht jede Oper paßt so gut in den Rahmen des Schönbrunner Schloßtheaters wie der „Barbier von Sevilla“, auch wenn es sich nicht um das Meisterwerk Rossinis, sondern um eine Arbeit seines einst vielgefeierten Vorgängers, Giovanni Pai- siellos, handelt. Paisiellos Musik, die neben manchen hübschen Einfällen auch schwache Stellen, vor allem in den Soli, enthält, sucht dies durch einige zügige Ensembles auszugleichen; gut hören sich, wenn auch nicht mit dem Maßstab musikalischer Edelvaluta gemessen, die Ouvertüre und die eher zart als bedrohlich geratene Gewtttprmusik an. Merkwürdig, daß Patsiello als rKomponist einer ‘Žeit des Blūhėnclėn Ziergesanges sich für seine Sänger diesbezüglich nicht mehr ins Zeug gelegt hatte, nicht einmal in der Partie der — bei Rossini so reich mit Konturen und Koloraturen bedachten — Rosina.

Gutes sängerisches Können zeigte Wolfgang Müller als dichtender und philosophierender Figaro, er präsentiert seinen klangvollen Spielbariton geschmacklich und versteht ausgezeichnet zu deklamieren. Ihm zunächst sei Gerhard Eder als Dr. Bar- tolo mit ansprechendem Baßmaterial erwähnt, dem Tenor Berthold Gron- walds (Almaviva) sind Qualitäten zwar nicht abzusprechen, doch müßte er die Schärfe seines Organs zu mildem versuchen und in der Stimmverstellung als Musikmeister nicht so stark übertreiben. Gerd Fussi beeindruckt mehr durch seine hyperlange Erscheinung als durch seine baritonalen Stimmittel, mit denen er die Verleumdungsarie singt.

Eva Teubel sieht allerliebst aus und könnte sich stimmlich noch besser durchsetzen, wenn sie sich ihren oft recht steifen Tonansatz abgewöhnte. Musikalität und Spieleifer ist allen Mitwirkenden, auch den Vertretern der kleinen Rollen, den Herren Wagerl und Fessl, zuzusprechen; daß man trotzdem manchmal mehr Brio und lebendigen Ausdruck des Vortrages gewünscht hätte, hängt damit zusammen, daß Hans Gabor diesmal mit mehr Vorsicht als mit Elan am Dirigentenpult wirkte und eher auf Spät- denn aufJVorzündung eingestellt^.wa^. Tüchtig das Orchester des österreichischen Rundfunks.

Uwe Berend hat sich mit seiner Regie sicherlich viel Mühe gegeben, ist aber im Quantum des buffones- ken Einsatzes stark übers Ziel geschossen und dadurch manchmal bedenklich an die Grenze zum Klamauk geraten. Nicht nur die Personen sind in ständiger, oft verhetzter Bewegung, sondern auch Sessel, Türen, Treppen, ja ganze Hausteile beteiligen sich an dem lebhaften Stellungswechsel, und das Türen- auf-und-Zusperren nimmt kein Ende. Und manche gute Einfälle, so die als Wind- und Donnermaschinen fungierenden Bedienten oder die Verwendung Figaros als Souffleur für Almaviva, verpuffen dadurch. Für hübsche Kostüme hatte Alice Schlesinger gesorgt. Sommerlich warme Beifallsbereitschaft.

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