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Hitler zog die Grenzen neu

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Daß sich in den ersten Jahren des Zweiten Weltkriegs Rumänien, Ungarn und Bulgarien als Bundesgenossen des Deutschen Reichs zusammenfanden, bedeutete noch lange nicht, daß sie damit ihre noch von Trianon und Neuilly datierenden Differenzen beigelegt hätten.

Während Deutschland noch in Frankreich beschäftigt war, marschierten Sowjettruppen in Bessarabien und der Nordbukowina ein. Bulgarien forderte von Rumänien die Rückgabe der Süddobrudscha, Ungarn wollte Siebenbürgen zurück. Hitler konnte keine Streitigkeiten im Donau-Balkan-Raum brauchen, benötigte aber dringend das rumänische Erdöl.

In Rukarest herrschte der Frankreich-freundliche König Carol II. Im April 1939 hatte England die Unverletzlichkeit des rumänischen Territoriums garantiert. Nun aber verzichtete Carol auf die britische Garantie und wandte sich an Hitler um Vermittlung. Der entschied auf seine Weise.

Am 30. August 1940 - vor 55 Jahren - kamen die Außenminister des Reichs und Italiens, Joachim von Rib-bentrop und Galeazzo Ciano, mit den Kollegen aus Ungarn und Rumänien in Wien zusammen. Chefdolmetscher Paul Schmidt übersetzte ihnen die Einzelheiten des „Zweiten Wiener Schiedsspruches” (der erste hatte 1939 die Grenzen zwischen Ungarn und der Slowakei neu festgelegt).

Auf die Süddobrudscha hatte Rumänien unter deutschem Druck schon vorher verzichtet. Nun sollte es den nördlichen Teil Siebenbürgens, den Szeklerzipfel, abtreten. Dafür würde das Reich die Integrität und Unverletzlichkeit des rumänischen Staatsgebietes garantieren.

„Als ich die Karte Siebenbürgens auf dem Tisch ausbreitetebrach der rumänische Außeninister... ohnmächtig zusammen”, erinnerte sich Schmidt. „Die neue Grenze hatte ihr erstes Opfer gefunden. Es sollte nicht das letzte sein.”

Carol aber trat wegen der schweren Gebietsverluste am 6. September zugunsten seines Sohnes Michael zurück.

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