6741953-1966_44_19.jpg
Digital In Arbeit

Zum Hundertsten

Werbung
Werbung
Werbung

Der hundertste Geburtstag war der äußere Anlaß zur Matinee im Akademietheater für Richard Beer- Hofmann. Andere Anlässe gäbe es noch genug. Nicht zuletzt vielleicht den, eines bedeutenden Dichters zu gedenken, der neben seinen Freunden Hofmannsthal, Schnitzler und Martin Buber ein literaturgeschichtliches Schattendasein führt. Trotz dem hielt diese Feier eher jene intimen, persönlichen Töne fest, die in der Gedenkrede von Ernst Lothar gleich, zu Beginn angeschlagen wurden: Beer-Hofmanns Emigration in die Vereinigten Staaten, der Tod seiner geliebten Frau Paula kurz zuvor, seine Negation einer haßerfüllten, barbarischen Gegenwart, die nur durch die Besinnung auf eine bessere Vergangenheit wieder Zukunft werden könnte. Für Richard Beer-Hof- mann wurde sie es nicht mehr. Er starb 1945 in New York. — Sein hymnischer Essay „Wolfgang Amadė Mozart“ steht als eindringliches Zeugnis dessen, was er mit dieser Besinnung meinte. Anschließend an Sebastian Fischer lasen Helene Thi- mig, Walther Reyer und Fred Lie- wehr Aphorismen und Gedichte. Sie bildeten den Übergang zur Aufführung der letzten Szene aus „Jaäkobs Traum“ unter der Regie von Karl Eidlitz, dem Bühnenbild von Lois Egg, mit den Schauspielern Ehrenfreund, Moog, Trixner, Gasser, Tellering, Zeska und Erich. Auer. Es ist Jaäkobs Traum von der Erwählung des jüdischen Volkes, die ihm von Gottes Boten Gabriel, Michael, Raphael und Uriel geoffenbart wird. Die lyrisch feierliche Vision wird nur vom „Versucher“ Samuel gestört. Er weiß von dem Fluch dieser Erwählung zu berichten, von Leid, Tränen und ewiger Verfolgung. Er beschwört Jaäkob, dieses verlockende Angebot von Macht nicht anzunehmen, weil Gott mit ihm die Schuld an Seiner mißlungenen Schöpfung auf die „Erwählten“ abwälzen wolle. Doch Jaäkob kann von seinem Gott nicht lassen und nimmt Gewalt und Leid, Gnade und Verfolgung um seines Gottes willen demütig auf sich.

Hier schließt sich der Kreis zum biographischen Beginn. Bis zu seinem Ende in der Emigration war auch Richard Beer-Hofmann davon überzeugt, wie Jaäkob die einmal auf sich genommene Last schmerzhaft, aber verheißungsvoll auf seinen Schultern zu tragen

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung