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Gebremste Reform

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POLITISCHE KULTUR. Von Friedrich Georg Friedmann. Becksche Schwarze Reihe, C. H. Becksche Verlagsbuchhandlung, München 1969. Band 58, Paperback, 172 Seiten, DM 11.80.

Dieses Buch enthält keine Abhandlung zürn Thema „Politik und Kultur“, sondern vereinigt unter diesem weitreichenden — und daher ziemlich nichtssagenden Titel — verschiedene Aufsätze, die immittelbar miteinander nur wenig zu tun haben, was eine Beurteilung des ganzen Buches sehr erschwert: Gedanken über „Judentum und Christentum" stehen neben Untersuchungen über die soziale Lage der süditalienischen Bauern, über die nationalsozialistische Universität und über das Problem der Geschichtlichkeit in Amerika. Hervorzuheben sind jedenfalls jene Beiträge, die aus dem unmittelbaren Forschungsgebiet des Autors stammen (Friedmann ist Professor für nordamerikanische Kulturgeschichte und Direktor des Amerikainstitutes der Universität München): Für den Europäer, der Amerika nicht aus eigener Anschauung kennt, werden der Artikel über das „Schwarzweiße Amerika“ und die Gedanken zum „Selbstverständnis der Vereinigten Staaten“ viele Phänomene der amerikanischen Politik transparenter erscheinen lassen, die ihm ansonsten unverständlich bleiben würden. Der ausführliche Vergleich zwischen dem „amerikanischen und deutschen Hochschulsystem“ bringt eine große Zahl von hierzulande nur wenig bekannten Tatsachen über die Organisation und Funktion amerikanischer Hochschulen, deren Kenntnis für alle von besonderem Wert sein dürfte, die sich mit dem Problem der Hochschulreform befassen. Enttäuschend ist jedoch der fingierte „Brief an einen radikalen Studenten“ und die Auseinandersetzung mit „Autorität und Glaubwürdigkeit“, da hier der Verfasser nur zu deutlich dokumentiert, daß er trotz aller Liberalität zu jenen Konservativen gehört, die zwar zu einigen Reformen bereit sind, ohne aber das seit geraumer Zeit antiquierte und geistig korrupte Lehr- und Forschungssystem namens „Universität“ radikal in Frage zu stellen.

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