Religion und Gewissen

Die Erklärung über die Religionsfreiheit, die das II. Vatikanische Konzil erlassen hat und die in anderen Dokumenten des Konzils, wie in der Pastoralkonstitution, im Ordensdekret u. a„ sich wiederspiegelt, wirft zahlreiche Probleme auf und fordert eine ernste Auseinandersetzung mit dem Wesen des Gewissens.

Die vorliegende Abhandlung gibt Im ersten Teil eine Analyse des Gewissens und stellt vor allem die Frage, wieweit das Gewissen des Menschen überhaupt frei sei. Damit wird von selbst auch die Frage nach der Autorität aufgeworfen. Es zeigt sich bei all diesen Überlegungen, daß bisher zu wenig für die Bildung eines mündigen Gewissens geschehen ist. Dadurch wurde auch die Autoritätsauffassung und die Autoritätspraxis verdunkelt.

Besonders zu begrüßen ist der zweite Teil der vorliegenden Broschüre, der der Erziehung zur Gewissensfreiheit gewidmet ist. In diesem Abschnitt wird in sehr konkreter Form das Gehorsamsproblem behandelt und die Spannung zwischen Gehorsam und Gewissensfreiheit klar herausgestellt.

Gegenüber jenen Tendenzen, die alle Neuerungen, die das Konzil für diie Theologie und Praxis der Kirche gebracht hat, so darstellen, als ob damit das Lehrgefüge der Kirche, ihre gesellschaftlichen Strukturen und ihre seelsorglichen Methoden völlig überholt wären, wird hier in gründlicher Weise die Kontinuität der Entwicklung aufgezeigt.

Wir halten es für überaus notwendig, der Schwarmgeisterei in der Theologie und Seelsorge der Kirche energisch entgegenzuarbeiten, besteht doch die Gefahr einer völligen Auflösung eines Ordnungsgefüges in Lehre und Praxis, ohne daß ein neues Ordnungsgefüge auch nur in der Ferne sichtbar wäre. Dem kann nur eine ruhige Begriffsanalyse, wie sie im vorliegenden Bändchen in Bezug auf die Gewissensfreiheit geschieht, entgegenwirken.