Gründet den ÖGB neu!

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Der ögb-Präsident zurückgetreten, die ögb-Bank zum Verkauf freigegeben, der ögb als Ganzes unter massivem medialem Beschuss. Wer soll den Kritikern des Neoliberalismus noch glauben, wenn sie zulassen, dass ihre Banker die ärgsten Spekulationsgeschäfte betreiben. Die Hoffnung auf ein baldiges Ende der bawag-Krise ist trügerisch, in Wahrheit steht die Krise des ögb erst am Anfang. Da helfen keine Gegenattacken auf den Finanzminister und keine Aufrechnungen mit der Kärntner Alpen-Adria-Bank. Bevor noch die Gerichte ihre Arbeit tun, sollte der ögb mit sich selbst zu Gericht gehen.

Lange schon schrumpfen seine Mitgliederzahlen - als Folge des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandels, den die Gewerkschaften verschlafen haben. Sie haben weder die Entstehung neuer Berufe in der Wissens-und Informationsgesellschaft zur Kenntnis genommen, noch die Auflösung der traditionellen Arbeitsverhältnisse. Statt auf die veränderte Arbeitswelt zu reagieren, hat der ögb die alten Verhältnisse verteidigt: die Besitzer von Arbeitsplätzen gegen die Verlierer, die alten Arbeitsverträge gegen die "atypischen" Arbeitsverhältnisse, die heimischen Arbeitnehmer gegen die Zuwanderer.

Der ögb ist mental in den 1970ern stehen geblieben. Statt personeller Änderungen braucht er heute organisatorische und strukturelle Änderungen: Arbeitsmarkt-und Bildungspolitik muss er als neue Aufgaben sehen. Vor allem aber braucht er eine grundsätzliche Demokratisierung, direkte Wahl der Funktionäre und Offenlegung der Finanzen. Dass der Streikfonds in einer Stiftung versteckt wird, spricht jeder Mitbestimmung Hohn. Die notwendige Reform des ögb ist so grundsätzlich, dass sie auf eine Neugründung des ögb hinausläuft.

Die Autorin war orf-Redakteurin und Dokumentarfilmerin.

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