Mitgefühl mit Mensch und Hund

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Es war eine Reportage über das Einfangen und Töten von Straßenhunden in Rumänien. Für das ARD-Europamagazin. Offiziell will man in Bukarest die Bürger vor aggressiven Hunde-Rudeln schützen. Tatsächlich aber hat man die ineffizienteste und grausamste Methode gewählt, an der sich noch dazu viele bereichern. Reiner Zufall, dass kurz darauf im Weltspiegel noch ein anderer Beitrag von mir lief. Thema: Umgang mit Obdachlosen in Ungarn. Wir haben Sozialarbeiter begleitet. Und mit ihnen in Budapest Menschen getroffen, deren Schicksale wir seitdem nicht mehr vergessen können. Ein Mann, der seit Jahren auf der Straße schläft. Aber er erscheint jeden Morgen um 7 Uhr zur Arbeit.

Er hat uns das Foto seiner kleinen Tochter gezeigt, die er regelmäßig bei der Mutter besucht. Für sie will er Würde und Anstand wahren. Dann ein Ehepaar mit Baby im Kinderwagen. Wenn man sie auf der Straße sieht, würde man nie vermuten, dass sie erst arbeits- dann obdachlos geworden sind. Jetzt jede Nacht nach einem warmen Plätzchen für sich und die Kleine suchen müssen. Eingebrannt ins Gedächtnis hat sich auch die Pressekonferenz des Budapester Bürgermeisters. Er hat angekündigt, Obdachlose vertreiben zu lassen. Damit setzt er um, was die ungarische Regierung sogar in die Verfassung geschrieben hat. In den vergangenen Tagen sind wir mit Zuschauerzuschriften überschwemmt worden. Unzählige empörten sich, dass so ein Vorgehen skandalös sei. Nicht das Vorgehen der Ungarn, wohlgemerkt. Sondern das der rumänischen Regierung, die mit dem Töten der Straßenhunde begonnen hat. Die Sozialarbeiter wundert das nicht. Sie hatten schon mal ein Fernsehteam dabei. Das hat einen Obdachlosen mit Hund gefilmt. Noch Wochen später meldeten sich Zuschauer, die dem Hund helfen wollten. Die Unmenschlichkeit hat zumindest ein Herz für Tiere!

Die Autorin ist Korrespondentin der ARD in Wien

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