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„Wir fordern eine gerechte Lösung”

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Die Tschechen sollen sich, wenn sie nach Europa wollen, an die europäische Hausordnung halten, fordern die Sudetendeutschen.

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Die Tschechen sollen sich, wenn sie nach Europa wollen, an die europäische Hausordnung halten, fordern die Sudetendeutschen.

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Der Bundesobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Osterreich, Carsten Eder, hält den Anspruch an die tschechische Regierung, eine gerechte Lösung hinsichtlich der Vermögensrestitution der nach Kriegsende vertriebenen Sudetendeutschen zu suchen, aufrecht. Nach dem Nürnberger Pfingsttreffen der Sudetendeutschen, bei dem Außenminister Alois Mock mit dem Karlspreis (benannt nach Kaiser Karl IV.) als Baumeister eines künftigen Europa gewürdigt wurde, sei klar, daß auch Österreich eine moralische Verpflichtung habe, die Angelegenheiten der Sudetendeutschen gegenüber Prag zu vertreten.

Die Tschechen, so Carsten Eder gegenüber der FURCHE, haben europäisches Recht vor nationales Recht gesetzt; das bedeutet, daß man Gesetze, die der europäischen Rechtsordnung widersprechen, aufheben müßte, wie zum Beispiel die Benes-Dekrete -„Unrechtsgesetze gegenüber der deutschen Volksgruppe und den Ungarn”.

Er könne nicht verstehen, so Eder, warum die zum Nürnberger Treffen eingeladenen tschechischen Parteivorsitzenden (außer KP und Republikanern) das Gesprächsangebot als Provokation betrachteten.

„Will man Gespräche mit uns überhaupt abblocken? Entweder gibt es von tschechischer Seite keine Argumente oder es besteht einfach kein guter Wille zu einer einvernehmlichen Lösung.”

Die Vorgangsweise der CR bei der Vermögensrestitution gegenüber der Kirche bezeichnet Bundesobmann Eder als „Unverschämtheit”. So wolle man beispielsweise im nordmährischen (ehemals österreichisch-schlesischen) Freudenthal/Bruntal dem Deutschen Orden die dortige unter Denkmalschutz stehende Kirche zurückgeben, den dazugehörigen Grund und Boden jedoch nicht. Eder: „Ein Kulturgut renovieren darf also der Deutsche Orden, die dafür notwendigen Mittel enthält man ihm jedoch vor.”

Die tschechische Presse ist auf Außenminister Mock wegen seiner Bekräftigung der Worte Havels nicht gut zu sprechen, wonach jemand, der die Vertreibung von Juden, Tataren, Litauern und anderer Völker gutheiße, indirekt auch die ethnischen Säuberungen in Bosnien billige. Mocks Aussagen in der „Sudetendeutschen Zeitung” vom 13. Mai werden in der CR allgemein für eine falsche Erklärung der geschichtlichen Ereignisse gehalten. CR-Kommentatoren verknüpfen sie mit dem Problem Teme-lins, mit den kommenden Wahlen in Österreich und mit der angeblichen Angst der Österreicher vor tschechischer Konkurrenz. '

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