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Die Suche nach dem Sinn von Krebserkrankungen geht weit über die Psychoonkologie hinaus.

Was sind die seelischen Hintergründe von Krebserkrankungen? Wie wirkt sich diese Diagnose auf die Familien aus? Und was ist zu tun, um die Betroffenen bestmöglich zu unterstützen? Die Psychoonkologie sucht nach Antworten auf diese Fragen. Was sie weniger erkundet, sind die Bedeutung und der Sinn derartiger Erkrankungen. Nur das Nachdenken über diese tieferen Hintergründe kann aber dem Einzelnen helfen, an seinem Heilungsprozess mitzuwirken.

Krebserkrankungen haben genetische Veränderungen zum Hintergrund. Fünf Prozent dieser Veränderungen sind vererbt (etwa Darmkrebs oder bestimmte Formen von Brustkrebs), alle anderen im Lauf des Lebens erworben. Genetische Veränderungen ("kranke Gene") führen aber nur dann zu Erkrankungen, wenn diese veränderten Gene auch aktiviert (angeschaltet) sind. Nicht angeschaltete Gene machen auch nicht krank. Die Psychoneuroimmunologie hat allerdings erkannt, dass das Gehirn des Menschen und somit sein ganzes Denken und Fühlen direkt in diese An- und Abschaltmechanismen verwoben ist. Ferner hat man festgestellt, dass auch zwischenmenschliche Beziehungen auf diese genetischen Verschaltungen Einfluss haben. Sie können somit an der Entstehung von Krebs beteiligt sein.

Nun ist der Mensch aber nicht nur ein denkendes und fühlendes Wesen, sondern ragt auch mit seinem Denken und Fühlen über die endliche Welt in den Bereich des Absoluten hinein. In dem Maße er mit seiner Vernunft und seinem Verstand die Endlichkeit seines Lebens als Endlichkeit erkennt, ist er schon über diese Endlichkeit hinaus. Ebenso bewegt er sich mit seinem Fühlen nicht nur im zwischenmenschlichen Bereich, sondern spürt in seinem Gewissen auch in einen anderen Seinsbereich hinein. Dort geht um ein mensch-göttliches Beziehungsgeschehen.

Im Kontext der Verbindung von Denken, Fühlen, zwischenmenschlichen Beziehungen, Gewissen und Gottesbezug kann und soll der Mensch seine tiefste Berufung finden. Diese Innenwelt des Menschen hat Einfluss auf die Materie bis hinein in die Materie der Gene. So müssen die Erkenntnisse der Psychoonkologie, der Psychoneuroimmunologie sowie der Genetik überstiegen werden auf jene letzte Seinsdimension menschlichen Lebens, die mit der Grundausrichtung des Menschen auf den letzten Seinshorizont zu tun hat - christlich gesprochen auf Gott.

Der Autor ist Dozent am Institut für Ethik und Recht in der Medizin der Universität Wien. In den nächsten Tagen erscheint sein neues Buch:

DER KREBS UND DIE SEELE.

Gen-Geist-Gehirn-Gott. Von Matthias Beck. Schöningh Verlag, Paderborn u.a. 2004. e 24,90.

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