Die Ignoranz der Populisten

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Bis jetzt haben fast eine halbe Million die "Don' t Smoke"-Initiative unterschrieben. Politiker der Regierung hingegen ignorieren das Problem, dass das Rauchen Mitmenschen schädigt - vor allem Babys, Kinder und Jugendliche. Selbst eine Ministerin für Gesundheit tritt nicht für ein strenges Rauchverbot ein. Wieso finden dramatische gesundheitliche Argumente keinen Zugang zu ihrem Denken? Hat der blaue Dunst den Verstand vernebelt? Tatsächlich gibt es einen Effekt des aktiven und passiven Rauchens auf das sich entwickelnde und jugendliche Gehirn.

Übereinstimmung herrscht in der medizinischen Literatur über die negativen Auswirkungen des elterlichen Tabakrauchens auf das Kind vor und nach der Geburt: Frühgeburt, eingeschränktes Wachstum, niedriges Geburtsgewicht, Fettleibigkeit, Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes, beeinträchtigte Lungenfunktion und Asthma, plötzlicher Kindstod, Verhaltensprobleme oder ein höheres Risiko für psychiatrische Probleme gehen auf seine Rechnung. Die Nikotinbelastung schadet nicht nur den unmittelbaren Nachkommen, sondern aufgrund epigenetischer Programmierung auch noch den Enkel-und Urenkelkindern. Ein Aspekt scheint noch viel zu wenig bekannt zu sein: Rauchen verändert das Gehirn in seiner Entwicklung, auch im Jugend-und frühen Erwachsenenalter.

Rauchen verändert das Gehirn

So führt vorgeburtliches -wohlgemerkt unfreiwilliges -Rauchen im sich entwickelnden Gehirn zu epigenetischen Modifikationen der DNA, also des Gen-Ableseprogramms. Nikotin verändert unter anderem die Ausschüttung von Nerven-Botenstoffen, die für die Gehirnfunktion und auch für eine Suchtentwicklung verantwortlich sind - und kann so zu einer abnormalen Reaktion während der gesamten Lebensdauer führen. Diese Veränderungen sind mögliche Ursachen und Erklärungen für das Auftreten von plötzlichem vorgeburtlichen und plötzlichem Kindstod (SIDS). Die davon betroffenen Kinder zeigten eine defekte Gen-Expression in der Gehirnregion, die an der Kontrolle der Atemwege beteiligt ist. Selbst bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen hat Rauchen das Gehirn verändert: Je nachdem ob sie Nichtraucher oder Raucher sind, lässt sich mit modernen bildgebenden Verfahren eine unterschiedliche Gehirnstruktur nachweisen. Es gibt auch starke Beweise für einen engen Zusammenhang zwischen dem Rauchen und dem Auftreten von Depressionen. In einer Studie mit Jugendlichen zeigte sich etwa, dass das tägliche Rauchen in der frühen Adoleszenz das Risiko für eine schwere Depression bei der Nachsorge erhöhte.

Es sollte sich also lohnen, nochmals einen Blick auf die weitreichenden gesundheitlichen Folgen des Rauchens zu werfen, kurz-sichtige Entscheidungen zu vermeiden und das schon beschlossene generelle Rauchverbot doch noch umzusetzen.

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