Großbritannien hat das Zeremoniell für seine Staatsbesuche zu einer feinen Kunst entwickelt, in der das Zusammenspiel von Präzision und Tradition ein eindrucksvolles Schauspiel ergibt, die Starrheit des langerprobten Protokolls jedodh nicht das menschliche Element zu ersticken braucht. Der äußere Rahmen ändert sieh nie. Es ist nicht sosehr die Person des geladenen Staatsoberhauptes wie sein Land, dem Ehre gezollt wird. Mit liturgischer Genauigkeit vollzieht sich jede Phase des Besuches: der erste Empfang auf dem Flugplatz von Gatwick, die Einfahrt des Sonderzugs im Victoria-Bahnhof. Man
Der internationale Kulturaustausch, staatlich organisiert, sei es in der Form eigener Auslandsinsti- tute oder der Tätigkeit von Kultur- attaehės in Botschaften und diplomatischen Vertretungen, ist ein Phänomen des zwanzigsten Jahrhunderts. Kein Land, das auf sein kulturelles Erbe etwas gibt, kann sich ihm verschließen. Wie die wirtschaftliche, militärische und soziale Repräsentanz ist auch die kulturelle nicht mehr aus dem Public-Rela- tions-Apparat des modernen Staates fortEudenken. Es wird manchmal behauptet, daß die schrumpfende Welt mit ihrer schnellen Nachrichtenvermittlung die
Unter den Kulturinstituten vieler Staaten, die in der britischen Hauptstadt um Gehör werben, hat sich das österreichische in den fünf Jahren seines Bestehens eine bemerkenswerte eigene Position zu schaffen vermocht. Für diese Aufbautätigkeit in erster Linie verantwortlich war der bisherige, jetzt ins Unterrichtsministerium zurückgekehrte Leiter, Doktor Heinrich Ritschl. Als sein Nachfolger ist der Wiener Musikologe Dr. Hans Zelzer nach London gekommen.So selbstverständlich an sich auch die Unterordnung der Tätigkeit eines leitenden Beamten unter die Aufgabe sein mag, die er in
Katholische Zeitungen und Zeitschriften werden in vielen Ländern von Priestern redigiert oder unterliegen weitgehend der Kontrolle kirchlicher Autoritäten. Manchmal zeichnet ein Bischof als Eigentümer oder verantwortlicher Herausgeber. Das besondere Merkmal der englischen katholischen Presse ist, daß sie sowohl in Laienbesitz steht als auch von Laien redigiert wird. Die Gründe für diese Ausnahmestellung sind in der Geschichte des modernen englischen Katholizismus zu suchen, wie sich dieser seit der Konversion Newmans und der Wiederherstellung der in der Reformation zerstörten
Wenn man das Mißtrauen berücksichtigt, das den Engländer mit gewisser Berechtigung bei Begriffen wie „Kulturpropaganda“ und „Kulturpolitik“, ja selbst bei dem mit Vorsicht gebrauchten Wort „culture" bewegt, dürfen die bisherigen Leistungen des österreichischen Kulturinstituts in London als erfolgreich bezeichnet werden. Es fehlt dem Inselvolk jeglicher Respekt für staatlich geförderte Kulturarbeit, aber die Bereitschaft, zu sehen und zu hören, was das Ausland zu bieten hat, ist da. Es gilt, diese Bereitschaft zu nützen, bestehende Interessen zu befriedigen und neue zu
Durch die Kriegseinwirkungen wurden in England 225.000 Häuser völlig zerstört. Die Gesamtzahl der zerstörten und beschädigten Häuser betrug 3,169.507. Bombenangriffe richteten den meisten Schaden an. Die sogenannten Baedecker-Angriffe waren für weniger als 2 Prozent des Schadens, die V-Waffen für über 4 Prozent verantwortlich. Bis zum Juni 1944 war die Hälfte aller Zerstörungen im Londoner Gebiet, später fast alle im Londoner Gebiet angerichtet worden. Außerhalb Londons wurden besonders die Industriegebiete von Liverpool, Birmingham und Coventry betroffen.Die staatlichen
London, Ende FebruarDas Mozart-Jahr ist ein passender Zeitpunkt für die Eröffnung des österreichischen Kulturinstitutes in London, die am 16. Februar durch den Bundesminister für Unterricht, Dr. D r i m-m e I, in einer festlichen Zeremonie stattfand. Noch ist bei vielen Engländern die Erinnerung ah das Londoner Gastspiel der Staatsoper im vergangenen Sommer lebendig, und gegenwärtig veranstaltet das Britische Museum eine Mozart-Ausstellung, die im besonderen auf die älteren Bande anglo-österreichischer Kulturbeziehungen, seit Mozarts Besuch in London im Jahre 1765, eingeht..In seiner
Das Klima der heutigen Beziehungen zwischen Anglikanern und englischen Katholiken leidet noch stark unter den historischen und psychologischen Konflikten der Vergangenheit. Die Schwierigkeit, sie zu überbrücken, wird im Ausland oft unterschätzt. Die anglikanische Kirche ist heute nicht mehr, wie im 19. Jahrhundert, stolz auf ihr protestantisches Erbgut. Die großen Konvertiten, Newman und Manning, haben dazu beigetragen, daß heute die „katholischen“ und nicht mehr die evangelischen und kalvinistischen Richtungen überwiegen. Mit der „Oxford-Bewegung“ des vergangenen Jahrhunderts
Man hat den Engländern oft vorgeworfen, daß sie in der Nachkriegszeit die große Chance verpaßt haben, sich führend an der europäischen Einigungsbewegung zu beteiligen und mit ihrer reichen politischen Erfahrung einem geeinten Europa von Anfang an beizustehen. Man mag dabei oft unterschätzen, wie stark geographische und besonders historische Faktoren wie auch die enge Bindung Großbritanniens an das Commonwealth einer solchen klaren Entscheidung für Europa im Wege stehen. Die traditionelle Politik Englands, der es seine historische Größe verdankt, war die Politik der „Balance of
Vor kurzem fand die erste englische Fernsehübertragung eines Hochamtes statt, und zwar aus der St.-Anne-Kathedrale in L e e d s. Es war zweifellos ein bedeutendes Ereignis in der Geschichte der englischen Katholiken, da ja die Messe im wesentlichen einen Akt des Tuns und Sehens, nicht des „Hörens" darstellt, den ein ganzes Jahrhundert der englischen Reformationszeit völlig zu unterdrücken gesucht hat, nachdem. er ein Jahrtausend lang Mittelpunkt des Lebens im katholischen England gewesen war. Die herrlichen Kathedralen und Klosterkirchen Englands sind um der Messe willen gebaut und in
Es ist auf den ersten Blick nicht leicht erklärlich, warum der Erzbischof von Canterbury, Dr. Fisher, in diesem Augenblick mit seiner ganzen Autorität einen polemischen Angriff auf die katholische Kirche unterstützen mußte. Dr. Fisher benutzte das Forum der „Convocation“ der anglikanischen Kirche zu der von der gesamten englischen Presse an führender. Stelle veröffentlichten Erklärung, daß die Katholiken seit einiger Zeit ihre Propaganda verstärkt hätten und exklusivere Forderungen denn je stellten. Er empfahl seinen Zuhörern dann eine von einer anonymen Gruppe anglikanischer
Hilaire Belloc ist nicht mehr. Er starb (vgl. „Furche“, Nr. 30, Seite 8) wenige Wochen vor seinem 83. Geburtstag, nach einem langen Leben, dessen Fülle mit den Ereignissen und geistigen Strömungen der vergangenen acht Jahrzehnte in engster Berührung stand. Die Persönlichkeit und das Werk Bellocs waren nicht für ein Zeitalter des Spezialistentums bestimmt. Er war Dichter, Sänger, Essayist, Historiker, Philosoph, Politiker, Journalist, Redner, Humorist, Soldat, Seemann und Wanderer. Er war gebürtiger Franzose — sein Vater war Rechtsanwalt, seine Mutter Engländerin und französische
Die „Vocations Exhibition“ — „Berufungsausstellung“ — der sechs Diözesen der West-minsterprovinz, die eine Woche lang in der Londoner Riesenhalle Olympia zur Schau stand, ist beendet. Den feierlichen Abschluß bildete die Weihe von dreißig Neupriestern der Missionsgesellschaft von Mill Hill, darunter Engländer, Holländer, Iren und Oesterreicher, durch Kardinal Griffin. •Ausländische Besucher katholischer Kirchen in England spenden den englischen Katholiken immer wieder ein Lob für ihre Disziplin und Andächtigkeit in der Kirche. Bei der Priesterweihe am vergangenen Sonntag,
Wenige Ereignisse des neunzehnten Jahrhunderts haben so tiefe Wirkungen ausgelöst wie die Konversion John Henry Newmans an einem stürmischen Oktobertag des Jahres 1845. Newman war vierundvierzig Jahre alt, und der Besuch des kleinen, demütigen Pas-sionistenpaters Dominic, der ihn in die katholische Kirche aufnahm, ist der Wendepunkt seines langen Lebens.Eine Reihe von Werken, allen voraus die große Biographie Wilfrid W a r d s, hat sich mit der zweiten Hälfte seines Lebens befaßt. Weniger bekannt, oder zumindest falsch gesehen, war bisher die erste Hälfte seines Lebens und sein
Dieser fünfte, vorletzte Band der Kriegs-memoiren des britischen Premierministers Winston Churchill beginnt mit der Invasion Siziliens und endet am Vorabend der Nor-mandielandungen. Das Buch ist im weiteren Sinne als seine Vorgänger autobiographisch, denn obwohl Churchill immer betonte, daß er „vom Standpunkt des britischen Premierministers“ schriebe, erlaubten ihm die bisherigen Bände, mit ihren Streiflichtern der Kanzleien und Schlachtfelder, seiner großen Gabe der Geschichtsschreibung freien Lauf zu lassen, während er sich im „Der Ring schließt sich“ auf seinen
Auf Einladung der britischen Regierung wird Marschall Tito im Frühjahr seinen ersten ausländischen Staatsbesuch in England machen und den Belgrader Besuch Außenminister Edens erwidern. Die Einladung hat in weiten Kreisen Englands Befremden erregt.Der britische Außenminister macht sich gewiß keine Illusionen über den wahren Charakter des jugoslawischen Regimes, aber es hat immerhin einige Jahre gedauert, bis die englische Öffentlichkeit sich einigermaßen mit der unbeliebten Entdeckung abfand, daß Kommunismus eine Philosophie und „Religion“ ist, nicht nur ein politisches System, mit
Die feierliche Krönung Königin Elisabeths II, die im nächsten Juni stattfinden wird, wirft ihre Schatten voraus, und der Krönungsrat ist jetzt vollauf mit den Vorbereitungen für diesen großen Tag beschäftigt. Eine Krönung ist aber in erster Linie ein religiöser Akt, nicht nur ein öffentliches Schauspiel, und als solcher bedeutungsvoll für alle Christen. Das heutige Zeremoniell in der Westminster- abtei gleicht dem der ersten Krönung in der Abtei im Jahre 1066 — so scheint es wenigstens, denn die anglikanische Kirche betrachtet sich bekanntlich als die „katholische reformierte
Vor hundert Jahren, in der zweiten Juliwoche des Jahres 1852, hielt John Henry Newman vor der Synode der neuerrichteten englischen Hierarchie seine berühmte Predigt, die unter dem Titel „Der zweite Frühling" einen Meilenstein in der Geschichte des englischen Katholizismus darstellt. Die katholische Kirche in England war zu neuem Leben erwacht. Die Tage der Verfolgung waren vorüber, die Hierarchie war neuerstanden; berühmte Konvertiten hatten den Weg zur Kirche gefunden. Das Ende der englischen Reformation schien in Sicht. Nach hundert Jahren des Winters, in denen die Kirche ihre
Die Herausgabe des vierten Bandes der „History of Times" beendet ein Werk vieler Jahre, das den Anspruch erheben kann, die gründlichste und eingehendste Studie eines journalistischen Unternehmens zu sein, die je veröffentlicht wurde. Es ist vielleicht das erstemal, daß eine private Firma ihre ganze Geschichte ohne die geringste Verhehlung oder Bemäntelung wesentlicher Tatsachen der Öffentlichkeit übergeben hat. Allerdings ist die „Times“ mehr als ein privates Unternehmen: wie die britische Verfassung ist auch sie eine nationale Institution geworden, die aus dem öffentlichen Leben
Roland Hill, Redakteur am „The Tablet , der ältesten englischen katholischen Zeitschrift, gehört heute zu den führenden katholischen Publizisten Englands als Vertreter jener Generation, die zwischen den beiden Weltkriegen heranwuchs. „Die Österreichische FurcheLondon, im April Es ist im Ausland oft schwer, Verständnis dafür zu erwecken, daß die britische Labour Party in ihrem Wesen und ihrer Entwicklung nicht marxistisch ist, sondern stark von den nonkonformistischen Christen, hauptsächlich den Methodisten John Wesleys, und von christlichen Sozialisten des vergangenen Jahrhunderts.