Es ist verständlich, daß Franz Schafranek der Verlockung nicht wiederstehen konnte, als sich ihm die Chance bot, in seinem „English Theatre“ eine Welturaufführung zu starten, die Welturaufführung von Te-nessee Williams jüngstem Stück „The Red Devil Battery Sign“. Das Stück ist zwar in Boston bereits durchgefallen („mißverstanden worden“, sagt der Autor), wurde aber nun für Wien total umgearbeitet. Ich kenne den Unterschied der beiden Fassungen nicht, wage aber dennoch zu behaupten, daß die Bostoner dieses Monstrum von „Stück“ (Dauer der Wiener Voraufführungen fast
Vorab aller Einwände gegen Strauß' Opernschmerzenskind sei der Gesellschaft der Musikfreunde ein Lorbeerkranz gewunden: Nach den Versagern der Wiener Festwochen („Fledermaus“), des Raimundtheaters und jüngst auch der Volksoper („Eine Nacht in Venedig“) hat sie als einzige Institution nicht nur einen unbekannten Strauß „ausgegraben“, sie hat ihn auch in brillanter Weise aufgeführt. Der konzertante „Ritter Päsmän“ war das einzig würdige Geburtstagsgeschenk, das dem jubilierenden „Walzerkönig“ in seiner Heimatstadt auf den Gabentisch gelegt wurde.Für die Opernbühne
Der am 30. Mai 1901 in Wien Geborene hat, wie so viele Wiener, nicht in seiner Heimatstadt Karriere gemacht. Nach technischen Studien und anschließendem Schauspielunterricht ging er als Schauspieler in die deutsche Provinz, begann bald Regie zu führen, wurde Oberspielleiter in Basel (1927) und Frankfurt (1934 bis 1936), wirkte in Zürich (1938 bis 1940) und in Berlin (Schlllertheater, 1940 bis 1944, Hebbeltheater, 1945 bis 1947). Gastspiele führten ihn unter anderem zu den Salzburger Festspielen („Figaros Hochzeit“, 1942) und ans Wiener Burgtheater, wo er zwischen 1947 und 1950 „Die
Die langwierige und von Peinlichkeiten begleitete Schlacht um die Nachfolge Gerhard Klingenbergs ist geschlagen: Achim Benning ist ernannt, er wird sein Amt 1977 antreten. Die Presse hat ihn nicht enthusiastisch begrüßt („kleine“ Lösung), aber doch dürchbli’cken lassen, daß ihm ein gewisses Maß an Vertrauensvarschuß sicher sei, So weit, so gut. Kaum jemand aber scheint sich Gedanken scu machen, wie das Haus und sein Ensemble die restlichen zwei Jahre der Ära Klingenberg überstehen soll, ohne Schäden zu nehmen, die sich wirklich nicht mehr reparieren lassen.
Nach der akklamierten „Katja Kabanova“ und der umstrittenen „Zauberflöte“ hat das Inszenatorenteam Joachim Herz (Regie)—Rudolf Heinrich (Bühnenbild) nun auch den neuen „Lohengrin“ der Wiener Staatsoper betreut, der Wieland Wagners „Lohenblau", wie die wenig geglüokte Transponierung seiner Bayreuther Konzeption nach Wien (1965) genannt wurde, ersetzen wird.Es wird — wie könnte es anders sein — keine konventionelle Lohen- grin-Inszene werden, keine „Märchenoper“, dies schiene den gestaltenden Herren allzuleicht und auch zu billig. Sie haben sich, wie immer, wenn sie
Viele seiner bevorzugten Themen, den Untergang des alten Südens, den nur eine neue, brutale Gesellschaft zu überleben vermag, dekadentes Lebensgefühl im Gegensatz zu skrupellosem Realismus, Bruderkonflikt, Rassenspannung, Mutterbindung, Homoerotik, brutale Sinnlichkeit, all das hat Tennessee Williams auch in sein 1968 (mit wenig Erfolg) am Broadway uraufgeführtes Stück „Kingdom of Earth” (Königreich auf Erden”) verpackt, das „Vienna’s English Theatre” zur zweiten Premiere der mit Shaws „Candida” so erfolgreich begonnenen Saison erkoren hat.An seine großen Arbeiten
Die Gorvin spielt wieder in Wien — merkwürdiger- und unverständ- licherweise nicht am Burgtheater, wohin man sie seit ihrer Antigone (1961, in Sellners Antiken-Zyklus) nicht wieder geholt hat —, aber immerhin ab dem 23. Jänner in Robin Maughams „Der Fremde” in der Josefstadt, wo ihre tragikomische Erzsi in örkenys „Katzenspiel” (1972) noch in allerbester Erinnerung ist.Seit ihrem Wien-Debüt in dem Maria-Stuart-Stück „Dje Verlore- ifeh” von Hans TSchnbeft ‘fThlSater in der josefstadt, 19Š5) ist Joana iWäria Gorvin, die in Hermannstadt als Tochter eines
Mit der Erstaufführung von „Die Glembays” hat das Volkstheater die verdienstvolle Aufgabe übernommen, ein Werk des bedeutenden kroatischen Dichters Miroslav Krleža endlich auch in Wien vorzustellen. Dies ist bisher in Österreich nur in Graz geschehen („Galizien”, 1971). Dazu mag beigetragen haben, daß sich in vielen Werken Krležas ein schwer zu interpretierender Österreich-Haß manifestiert, ein Haß, der sich nicht nur auf die Donaumonarchie (die „katholische Satrapie”) beschränkt.Miroslav Krleža wurde 1893 in Agram geboren, besuchte das humanistische Gymnasium, die
Allzu lange mußte man den „Vogelhändler“ auf dem Spielplan der Volksoper vermissen, und der Jubel, mit dem nun diese Ankündigung vom Publikum begrüßt wurde, ist verständlich. Um so saurer wird es dem kritischen Besucher, wenn er anmerken muß, daß er sich zwar über die Tatsache freut, daß es das Stück in der Volksoper wieder gibt, aber leider gar nicht darüber, in welcher Weise es dargeboten wird.Ersten Unmut erregt schon die „textliche Einrichtung für die Volksoper“ von Fritz Eckhardt, beim „Vo- .gelhändler“ eįn wirklich müßiges Unterfangen, denn der ist eine der
Wer — vielleicht nach jüngst in Wien gemachten Erfahrungen — geglaubt hat, Shaw wäre nicht mehr spielbar, der wurde eines Besseren belehrt. Es kommt eben darauf an, welches Stück aus dem reichhaltigen Oeuvre des irischen Spötters man auswählt und wie man es besetzt. „Vienna’s English Theatre” ist da in doppelter Weise ein glänzender Griff gelungen.Im Bühnenbild seiner Gattin In- geborg, einem Fin-de-siecle-living- room von geradezu wienerischer Ge mütlichkeit, inszenierte Peter Coe Shaws „Candida” so liebenswürdig direkt und aufrichtig, daß man an die Gattenliebe, um
Ein großer Musiker, ein großer Österreicher ist von uns gegangen: Josef Krips. Er starb an Lungenkrebs, erlag der Todeskrankheit, gegen die er lange und heroisch gekämpft hatte, bis sie ihn im Sommer, mitten aus seiner Pariser Aufführungsserie von Mozarts „Cosi fan tutte” heraus, auf sein Sterbelager im Genfer Kantonsspital niederzwang.Josef Krips war einer der wenigen echten Wiener Dirigenten, kein Wahlwiener, kein „Eingewienerter”, sondern ein hier geborener (am 8. April 1902), aufgewachsener, zum Musiker gereifter. — Schon als Kind sang der Arztsohn mit Vater und Geschwistern
Neu für das Wiener Publikum ist der Regisseur der kommenden ersten Staatsopernpremiere der Saison, doch ihm selbst ist Wien nicht mehr fremd; auf Motivsuche für einen Pop-Film hat er einmal schon den Prater unsicher gemacht, und 1964 gastierte er mit den „Venezianischen Zwillingen” Goldonis, einer Aufführung des „Theatro Stabile di Genova”, dessen Direktor er seit zehn Jahren ist, im „Theater an der Wien”: Luigi Squarzina, geborener Livornese, Absolvent der Dramatischen Akademie in Rom, Regisseur, Theaterdirektor, Theaterwissenschaftler, Autor und Lehrer in einer Person.Man
Das Wetter gnädig, das Publikum wohlgeneigt, die Aufführung überdurchschnittlich — so könnte man in Kurzfassung die unter der Regie von Herbert Wochinz zustande gekommene Inszenierung von Molieres selten gespielter Komödie „George Dandin“ in Kürze rezensieren, doch verdient die Eröffnung der 14. Komödienspiele des „Ensembles Porcia“ ausführlicheren Bericht.Ausgestattet von Matthias Kral], der sich's mit dem „Bühnenbild“ leicht machte und den Kostümen einen geschmackvollen ,3raun-stioh“ verlieh, kam eine Eröffnungsvorstellung zustande, die des Herrn Jean Baptiste
Die ausgezeichnete Produktion der „Melker Sommerspiele“, die heuer Nestroys „Lumpazivagabundus“ gilt, fiel bei der Premiere in ihrem letzten Drittel leider der Unbill des nach wie vor unerfreulichen „Sommer“-wetters zum Opfer.Nachdem viel drohendes Gewölk des nachmittags auf- und wieder abgezogen war, senkte sich ein milder Abend auf den Stiftsgarten: die Premiere vor der immer wieder bezaubernden Fassade des Gartenpavillons konnte anstandslos beginnen. Der Feenkönig Stellaris (Peter Gerhard), in der Maske eines leicht vertrottelten k. k. Generals abwechselnd Kaiser Ferdinand
Als Intendant Herbert Alsen Kiaus Maria Brandauer die Wahl freistellte, heuer in Forchtenstein zu spielen oder zu inszenieren (oder beides), war Brandauer immerhin so klug, nur eine der beiden Möglichkeiten, aber doch nicht weise genug, die richtige zu wählen. Nach seinem recht gelungenen Regieerstling in der Josefstadt („Wie es euch gefällt“), hat er sich nun mit „Grill-parzers diffiziler Ehe- und Emigran-teratragödie, mit ihrem ständig einander durchdringenden und miteinander kämpfenden Grundelementen Mythos und Psychologie entschieden zuviel vorgenommen.Allerdings bleibt die
Er bereitet zur Zeit an der Wiener Staatsoper Janäceks „Katja Kabanovä“ vor, eine Oper, die er schon in Leipzig und an der Komischen Oper Berlin inszeniert hat und „für eine der besten Opern überhaupt“ hält: Joachim Herz, geborener Dresdner, ausgebildet in Dresden und Berlin, „gelernter“ Opernregisseur und einer der prominentesten Vertreter modernen Musiktheaters Felsensteinscher Prägung.
Im Mai 1972, vier Monate vor Beginn seiner ersten, eigenverantwortlichen Saison, gab Gerhard Klingenberg im Rahmen einer Pressekonferenz eine „programmatische Erklärung“ ab, in der viel von Kultur und Humanismus, von (Haß-)Liebe zum Burgtheater, von Moral und von der Wahrheit die Rede war. Der jüngste Burgtheaterdirektor der Geschichte, als Schauspieler und Regisseur zwischen Landesbühne Burgenland, St. Pölten, Innsbruck, Ost-Berlin und der Bundesrepublik durch eine harte Schule gegangen, als Theaterleiter jedoch Novize, asketisch, dynamisch, eloquent, von Traditionen weder belastet noch ihnen zugetan, dieser Mann also versprach dem leidgeprüften Haus einen neuen Höhenflug, der es aus traditionalistischer Verknöcherung zu neuen, staubfreien Ufern führen werde. Der Höhenflug blieb ein theoretischer.
Er gibt keine Interviews, beantwortet keine Fragen, läßt sich nicht aushorchen, will in Ruhe gelassen werden. Ein Standpunkt, der rerespektiert werden soll. Allerdings muß er sich dann auch gefallen lassen, daß man sich ohne persönlichen Kontakt ein Bild von ihm macht, daß man ihn weniger zu porträtieren als vielmehr zu interpretieren versucht: Carlos Kleiber, genialer Sohn eines bedeutenden Vaters, zum erstenmal am Dirigentenpult der Wiener Staatsoper mit Wagners „Tristan“ und 10 Tage später ein zweites Mal mit dem „Rosenkavalier“.Vater Erich, Sohn eines Wiener