Bis zur nächsten Rezession

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Ewald Walterskirchen, Arbeitsmarktexperte beim Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO), über notwendigen Stellenabbau und die Zukunft des Arbeitsmarktes.

Die Furche: In den vergangenen drei Jahren wurden in Österreich allein in der Industrie 30.000 Arbeitsplätze abgebaut, die Arbeitslosigkeit ist inzwischen so hoch wie seit 1953 nicht mehr...

Ewald Walterskirchen:

Und es wäre noch viel schlimmer gekommen, wenn nicht durch die Konjunkturpakete Investitionen vor allem im Bereich Bahn und Straße vorgezogen worden wären. So wurde in der Bauwirtschaft eine gewisse Wende herbeigeführt. Aber allein schon aufgrund der üblichen Rationalisierungen und Produktivitätsentwicklung ist besonders in der Industrie ein Stellenabbau unvermeidlich, wenn die Wirtschaft gar nicht oder, wie in den vergangenen Jahren, nur um ein Prozent wächst. Dazu kommt, dass viele Großunternehmen Aktiengesellschaften sind, in denen die Manager wegen der Aktienkurse jedes Quartal darauf achten müssen, wie die Analysten über die Bilanz schreiben. Daher werden oft kurzfristig Kosten eingespart.

Die Furche: Der Aufschwung ist in Sicht, gleichzeitig heißt es, die Lage auf dem Arbeitsmarkt werde sich in nächster Zeit nicht verbessern. Wie passt das zusammen?

Walterskirchen: Unsere Erfahrung ist, dass in einem Aufschwung Auslastungsreserven genutzt werden. Dass zum Beispiel Überstunden in der Krise zurückgefahren wurden, die nun wieder ausgeweitet werden, vor allem, wenn man noch unsicher ist, wie lange die Erholung anhält. Man kann Teilzeitarbeitskräfte voll beschäftigen, man kann die Leute stärker auslasten, ohne zusätzliche Arbeitskräfte einzustellen. Das führt dazu, dass der Arbeitsmarkt etwa ein halbes Jahr verspätet auf die Konjunktur reagiert.

Die Furche: Lässt sich abschätzen, wie sich der Arbeitsmarkt entwickeln wird?

Walterskirchen: Wenn der Aufschwung anhält, sollte die Arbeitslosigkeit ab 2006 allmählich zurückgehen. Langfristig ist unsere Hoffnung, dass die Bevölkerungsentwicklung dazu führt, dass aufgrund der demografischen Entwicklung das Angebot an Arbeitskräften relativ knapp wird und ein deutlicher Rückgang der Arbeitslosigkeit kommt. Im nächsten Jahrzehnt dürfen wir deswegen sogar über eine Reihe von Jahren mit Vollbeschäftigung, also einer Arbeitslosenquote von etwa zwei Prozent, rechnen. Bis zur nächsten Rezession, die üblicherweise alle acht bis zehn Jahre kommt...

Das Gespräch führte Claudia Feiertag

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