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Die neuen Perspektiven

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Zur unterschiedlichen Mentalität: Es ist kein Geheimnis, daß die Bergbauern der westlichen Bundesländer nicht nur die günstigeren Produktionsvoraussetzungen besitzen, sondern sie auch besser zu nützen verstehen. Die geistige Umstellung des Bergbauerntums kann in Westösterreich auf ungleich fortschrittlichere Erfolge verweisen als in den östlichen Berggebieten. Hier ist es sehr schwierig, den Bergbauern davon zu überzeugen, daß das althergebrachte Autarkbleiben nur sein eigener Nachteil ist. In Tirol-Vorarlberg ist man schon längst mitten drinnen. Besonders die Alemannen mit ihrem angeborenen Sinn für gewinnbringendes Wirtschaften haben die Situation frühzeitig erkannt und schlagen heute aus einer hochentwickelten Viehzucht und aus dem Fremdenverkehr Kapital. Der Bergbauer muß auch Kaufmann sein, und es ist gar keine Fragf.

Daß auch der Ffemdenverkehr ein positiver bergbäuerlicher Nebenerwerbszweig sein kann, liegt klar auf der Hand. Es wird damit auch einem sozialen Problem Rechnung getragen, ist es doch für den Bauern viel leichter, sich seine Töchter am Hof zu halten, wenn sie Gelegenheit haben, in der Saison neben der Bauernarbeit den mannigfachen Aufgaben, die durch den Gast im eigenen Haus gestellt werden, nachzukommen. Wenngleich diese Konfrontierung auch ihre Gefahren birgt, so sprechen doch die Erfahrungen unbedingt dafür. Aber welches Ausmaß an Umdenken ist allein für diesen Komplex notwendig!

Die Aussichten für die Zukunft

Die Spezialisierung der österreichischen Bergbauern läßt sich schon vollauf damit rechtfertigen, als mit der Viehzucht, der Forstwirtschaft und dem Fremdenverkehr Potenzen vorhanden sind, die selbst in einem größeren Wirtschaftsraum (EWG) begehrt sind. Der Nachholbedarf allerdings ist groß, vor allem an Hofgebäuden und gesundem Wald. Er braucht großzügige Förderung. Österreich, das eine glänzende Milchwirtschaft besitzt, in der Viehzucht hervorragend organisiert ist, hat eine schlechtorganisierte Fleischproduktion und ist im Fremdenverkehr — aus bergbäuerlicher Sicht — geradezu kleinlich, mit Ausnahme einiger westlicher Bundesländer. Der Bergbauer, der sich kaufmännisch in die Markt- kvirtscbaftt einotdnen wird und einord- , neu-muß, (übenden Weg, der (jenofsen- schaften), stößt dabei allerdings nicht überall auf Gegenliebe, da gewisse Kreise unserer Lebensmittelwirtschaft die Berechtigung dieser „lästigen Konkurrenz” nicht akzeptieren wollen. Aber soll der Bergbauer ins Ausgedinge gehen? Soll er endgültig zum Staatsrentner werden?

Eine wirtschaftliche Gesundung des Bergbauerntums muß uns allen Anliegen sein, da wir Österreicher gerade aus diesem Bergbauerntum die ursprünglichsten, die wertvollsten und reinsten Kräfte durch Jahrhunderte beziehen.

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