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Bergbauer oder Waldbauer?

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„Ohne in die heikle Auseinandersetzung über die Rentenstillegung eingreifen zu wollen...“ Aber da muß man doch eingreifen, da gibt es doch keine Neutralität, es geht doch um erworbene Rechte der Arbeitnehmerl

Warum also nicht... ?

Um aber zu unserem Hauptthema zurückzukehren: Warum soll es also nicht Sozialberater geben? Warum sollen nicht dritte Personen, die die entsprechende Vorbildung, die nötigen Fachkenntnisse und natürlich auch die

Praxis besitzen — das alles festzustellen, wäre Sache der die Konzession erteilenden Landesregierung —, zwischen den Versicherungsanstalten einerseits und den Versicherten, vor allem den Rentenanwärtern und Rentnern, anderseits eingeschaltet werden, um vermittelnd, klärend und beschleunigend einzugreifen und den Unwissenden hilfreich zur Seite zu stehen? Die Funktion des Steuerberaters ist heute unumstritten, warum sollte es die des Sozialberaters nicht werden? Daß die für ihn geltenden Tarife Sozial-

tarife, ja mehr oder minder Erfolgstarife sein müssen, ergibt sich aus der materiellen Situation ihrer Klientel. Wenn aber alle diese Kautelen eingehalten werden, dann können wir auch bei uns nur ein lautes Ja zu der Institution der Sozialberater sagen. In der deutschen Bundesrepublik bewährt sie sich ganz ausgezeichnet, sie funktioniert einwandfrei und unter voller Gutheißung der Sozialversicherungsträger, die es anerkennen, daß ihnen dadurch viel überflüssige Arbeit erspart wird.

Der Wald ermöglichte nach dem zweiten Weltkrieg das Gros der Investitionen in den Bergbauernbetrie-ben. Sein Vorhandensein bildete die Grundlage für das Weiterbestehen vieler Berghöfe. Die Bedeutung des Waldes für die Bergbauern hat man sicherlich erkannt, doch zog man aus dieser Erkenntnis bisher nicht die entsprechenden Konsequenzen:

Arbeitswirtschaftlich zeichnet sich der Wald durch seine Anpassungsfähigkeit an den Arbeitsrhythmus des bäuerlichen Betriebes aus. Die erforderlichen Waldarbeiten können in arbeitsschwachen Jahreszeiten durchgeführt werden. Eine Beeinflussung des Arbeitserfolges durch Witterungsunbilden ist sehr gering, die Ausnützung der Arbeitskapazität eines landwirtschaftlichen . Betriebes gut. Während die großen Forstbetriebe wegen Arbeitskräftemangels in steigendem Maße auf wichtige Pflegemaßnahmen verzichten und damit eine gewisse Exten-sivierung in Kauf nehmen müssen, wäre die Intensität der Bewirtschaftung im bäuerlichen Wald auch nur mit familieneigenen Arbeitskräften steigerungsfähdg. Eine nachhaltige Bewirtschaftung würde die bäuerliche Waldwirtschaft zu einem Hauptbetriebszweig anheben. Die laufenden Einnahmen aus diesem Betriebszweig könnten selbst bei bescheidenem Flächenumfang des Waldes ein angemessenes Betriebseinkommen sichern helfen.

Gewiß verleiht der Wald gerade dem bergbäuerlichen Betrieb eine hohe Krisenfestigkeit und gibt durch seine hohe Liquidität den Betriebsfinanzen eine besondere Stabilität. Die Erträge aus dem Wald erlauben aber sehr oft ein Festhalten an überholten Wirtschaftsformen und Arbeitsmethoden. Das gilt insbesondere für jene bergbäuerlichen Betriebe, die auf Grund der Hängigkeit der landwirtschaftlichen Betriebsflächen auf eine Vollmechanisierung verzichten müssen. Nicht selten kann man daher auf ein und demselben Bergbauernbetrieb mehrere Mechanisierungsstufen vorfinden. Das ist sehr kostspielig und führt zwangsläufig zu einem Überbesatz an Maschinenkapital. Nur selten können die Mittel für derlei unwirtschaftliche Investitionen aus dem landwirtschaftlichen Betrieb allein aufgebracht werden. Zumeist ist es der oft durch Generationen geschonte Wald, der nunmehr viele Fehler in der bergbäuerlichen Betriebswirtschaft ausgleichen muß. Dieser Vorgang kommt aber einer Vergeudung eines bereits sichergestellten Einkommens eines bergbäuerlichen Betriebes gleich.

Viel zuwenig fand bisher auch die Tatsache Beachtung, daß der Aufwand an Betriebsmitteln in der Waldwirtschaft verhältnismäßig gering ist. Hingegen ist in der bergbäuerlichen Landwirtschaft eine Kapitalüberbelastung kaum vermeidbar. Dieser Umstand gewinnt bei Betrachtung der Preisschere — Auseinanderentwicklung von Betriebsmittelpreisen und Preisen landwirtschaftlicher Produkte - an Gewicht.

Vordringliche Maßnahmen

Selbst nach vorsichtigen Prognosen dürfte die schon jahrelang anhaltende gute Marktlage für Rohholz auch weiterhin keine Abschwächung erfahren. Das Rohholz hat vielen landwirtschaftlichen Produkten vor allem eines voraus, daß praktisch keine Absatzschwierigkeiten bestehen. Dadurch kann die Einhebung von Krisenbeiträgen unterbleiben. Bei gelegentlichen Preiseinbußen ist man durchaus in der Lage, günstige Marktverhältnisse abzuwarten. Hingegen sind viele landwirtschaftliche Produkte nur beschränkt lagerfähig und drängen ohne

Rücksicht auf Preis- und Absatzverhältnisse auf den Markt.

Trotz der Wichtigkeit des Waldes für den Bergbauern — der Wald trug, wie schon erwähnt, im wesentlichen die vielen Investitionen, die die Bergbauern auf Grund des technischen Fortschrittes und des Mangels an Arbeitskräften durchführen mußten — wandte man in der Förderung der bäuerlichen Waldwirtschaft nicht an- ■ nähernd dieselbe Mühe auf wie in der

landwirtschaftlichen Produktion. Die Ursachen sind gewiß im nachkriegs-bedingten Bestreben zu suchen, die Nahrungsmittelversorgung sicherzustellen. Es war nicht vorauszusehen, daß innerhalb weniger Jahre die Erzeugung verschiedener wichtiger landwirtschaftlicher Produkte den Inlandsbedarf übersteigen würde. Anderseits bedarf es einer längeren Zeit, um die Landwirtschaftsförderung auf neue Ziele abzustellen.

Sofern nun die bergbäuerliche Waldwirtschaft besonders gefördert werden soll, müßten die erforderlichen Maß-

nahmen zur Hauptsache auf zwei Ziele gelenkt werden: auf die S a n i e r u n g des- Bauernwaldes und die Aufforstung entbehrlicher landwirtschaftlicher Extensivflächen.

Für die Sanierung der Bauernwälder,

die nicht immer ausschließlich der Holznutzung dienten, sind Schulung und Beratung der bäuerlichen Waldbesitzer die Voraussetzung. In einer

verhältnismäßig kurzen Zeit konnten in der Landwirtschaft durch Schulung, Beratung und Förderungsmaßnahmen beachtliche Erfolge erzielt werden. Ließe man der bäuerlichen Waldwirtschaft dieselbe Mühe und Sorgfalt an-gedeihen, bestünde kein Bauernwaldproblem. Dabei wäre auch eine verstärkte Förderung der Waldwirtschaft mit nur geringen Mitteln durchführbar.

. Die Verbesserung der bergbäuerlichen Waldwirtschaft wäre unter anderem mit umfangreichen Aufforstungsmaßnahmen einzuleiten. Der Schutz der jungen Forstkulturen könnte aber bei der derzeitigen Überhegung und den unzureichenden gesetzlichen Bestimmungen für die Wiedergutmachung von Wildschäden nicht garantiert werden.

Eine Aufstockung bergbäuerlicher Betriebe mit Waldgrund rückt in Zukunft gewiß in den Bereich der Möglichkeiten. Eine solche Betriebsvergrößerung ist sinnvoll, doch muß der Bergbauer zuerst die Voraussetzungen für eine zeitgemäße Waldbewirtschaftung erfüllen und bereits alle Möglichkeiten einer innerbetrieblichen Waldaufstockung ausgeschöpft haben.

Langjährige Aufbauarbeit

Zusammenfassend darf folgendes festgestellt werden:

1. Der Wald wird sich in vielen Fällen zum Hauptbetriebszweig bergbäuerlicher Betriebe entwickeln, da die forstliche Nutzung von Wirtschaftsflächen eine ideale Lösung der Arbeitskräftefrage darstellt und gegenüber der landwirtschaftlichen Nutzung der Einsatz von Betriebsmitteln außerordentlich gering ist und daher die Disparität nicht so stark in Erscheinung treten kann.

2. Der Wald ist als Devisenbringer, als Erholungspender, als Regler des Wasserhaushalts ganzer Regionen und auf Grund seiner Schutzfunktion für menschliche Einrichtungen im Bergland von großer volkswirtschaftlicher Bedeutung. Eine Berg-bauernförderung mit besonderer Berücksichtigung des Betriebszweiges Waldwirtschaft wird deshalb ganz im Interesse des Staates liegen.

3. Die Förderung der bergbäuerlichen Waldwirtschaft, die vorwiegend in Schulung und Beratung besteht, bedeutet hinsichtlich des Gesamtaufwandes für die Bergbauernförderung keine wesentliche Mehrbelastung.

4. Die gute Marktlage und eine gewisse Angebotselastizität - sichern dem Bergbauern bei nachhaltiger Bewirtschaftung seines Waldes einen befriedigenden Holzerlös. Die Erträge aus dem Walde sollen aber das Einkommen des Bergbauern verbessern helfen und nicht einer innerbetrieblichen Förderung der landwirtschaftlichen Betriebszweige und der Aufrechterhaltung einer oft unrentablen Wirtschaftsweise dienen, Sonst kommt es zur bekannten Erscheinung, daß dem Bergbauern im Wege unwirtschaftlicher Investitionen ein bereits gesichertes Einkommen entgleitet und allenfalls nichtlandwirtschaftliche Unternehmen einen Vorteil daraus ziehen.

Eine erfolgreiche Waldwirtschaft im Bauernwald bedarf einer langjährigen Aufbauarbeit. Wiewohl die bisherigen Anstrengungen in der Förderung des Bauernwaldes anzuerkennen sind, so reichten sie doch nicht aus, um den Bauernwald von der traditionellen Bewirtschaftung loszulösen. Zum Wohle der bäuerlichen Waldbesitzer, im besonderen unserer Bergbauern, sollte daher in den kommenden Jahren alles unternommen werden, um die Möglichkeiten der Existenzsicherung durch den Wald zu realisieren.

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