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WALDSCHUTZER AUS EIGENINTERESSE

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Holz wächst im Wald. Jedem sonnenklar, doch denkt irgendjemand angesichts eines Parkettbodens an den heimischen Wald? Die Mehrzahl der Österreicher bringt „Wald” mit ökologischer Krise und Waldsterben in Verbindung, dicht gefolgt von grüner Lunge, Freizeitgelände und Erholungsraum.

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Holz wächst im Wald. Jedem sonnenklar, doch denkt irgendjemand angesichts eines Parkettbodens an den heimischen Wald? Die Mehrzahl der Österreicher bringt „Wald” mit ökologischer Krise und Waldsterben in Verbindung, dicht gefolgt von grüner Lunge, Freizeitgelände und Erholungsraum.

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Diese Erkenntnisse präsentierte kürzlich das Dr. Fessel Meinungsforschungsinstitut. Nur knapp mehr als ein Zehntel der Befragten sehen im Wald eine wichtige Rohstoffquelle. Daß der Wald auch Lebensgrundlage und Arbeitgeber ist, wird in zunehmendem Maße verkannt oder verdrängt.

Ein Grund dafür ist wohl die steigende Entfremdung des „modernen Stadtmenschen” von den natürlichen Lebensgrundlagen und eine Abstraktion der Konsumartikel von ihrem Ursprung nach dem Motto: „Strom kommt aus der Steckdose” und „das Schnitzel aus der Wirtshausküche”. Andererseits stellt sich die grundlegende Frage, ob die Menschen den Wald mit gutem Gewissen bewirtschaften dürfen. Oder wäre es besser, Holz durch recyclierbares Plastik zu ersetzen?

Ein Ansatzpunkt für eine Antwort ist die Tatsache, daß der überwiegende Teil des österreichischen Waldes Kulturlandschaft ist. Der heimische Waldspaziergänger bewegt sich nicht durch eine unberührte Wildnis, sondern durch eine von Menschenhand geprägte Natur. Wenngleich es da und dort Anlaß zur Kritik an der Gestaltung dieser Natur gibt, so muß doch festgehalten werden, daß der weit überwiegende Teil der Wälder im Einklang mit der Natur und im höchsten Maß verantwortungsbewußt bewirtschaftet wird.

Teilweise gelingt dies so gut, daß der interessierte Beobachter glaubt, einen Urwald zu betreten. 84 Prozent aller Touristen kommen, wie eine

Studie aus dem Vorjahr beweist, der landschaftlichen Schönheit wegen nach Österreich.

Wie sehr die Waldeigentümer um naturnahe Verhältnisse kämpfen, zeigt auch der offizielle Waldbericht des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft 1991. In rund einem Drittel der genutzten Bestände wird Naturverjüngung betrieben. Das heißt, daß nur einzelne Bäume entnommen werden. In den dort entstandenen Lichtkegeln bilden die Samen der Nachbarbäume einen Jungwald. Jeder kann sich vorstellen daß diese Kreisläufe in unseren Wäldern nichts mit der großflächigen Ausbeutung etwa der sibirischen oder tropischen Wälder zu tun hat.

Möbel als C02-Speicher

Die Entnahme des nachwachsenden Rohstoffes Holz bewirkt darüber hinaus eine Verjüngung des Waldes und somit eine erhöhte Vitalität. Dies ist gerade in Zeiten hoher Luftverschmutzung und Waldschädigungen durch sauren Regen unerläßlich. Holzverwendung leistet aber noch mehr: Jeder Holztisch, jedes Bauholz, jedes Brett ist ein CO -Speicher und trägt daher zur Reduktion des C02 Eintrages und des Treibhauseffektes bei. Niemand muß also ein schlechtes Gewissen bei der Nutzung des Rohstoffes Holz haben.

Doch nicht nur unter diesem Aspekt ist die eingangs gestellte Frage nach der Waldnutzung zu bejahen: Waldwirtschaft ist gerade in den strukturschwachen Gebieten eine unverzichtbare Lebensgrundlage für Menschen. Die Folgen einer weiteren Landflucht in die Ballungsräume wäre dramatisch. Die Forstbetriebe sind daher ein ökologisch sinnvoller Wirtschaftsfaktor.

Was aber die Forstwirtschaft von anderen Rohstoffproduzenten unterscheidet, ist die Vereinbarkeit von Wirtschaftsraum mit zusätzlichen Leistungen: Wald ist auch Erholungsraum, Schutz vor Lawinen, Naturgewalten, Klimaextremen, Wasserspeicher, Lebensraum für Tiere, Genreservoir. ..

Der Umweltwissenschafter F. Nießlein spricht deshalb in seinem Buch „Naturschutz und Indu-striegesell&chaft” davon, daß die nachhaltige Mehrzweckforstwirtschaft als Überlebensmodell für die

Industriegesellschaft dienen kann. Multifunktionalität und Einklang mit der Natur sind dabei die Leitlinien. Es wird künftig darauf ankommen, die natürlichen Ressourcen schonend zu nutzen und gleichzeitig andere gesellschaftliche Erwartungen (Erholungsraum, Schönheit, Umweltverträglichkeit) an einem Wirtschaftsraum möglichst konfliktarm zu vereinbaren. Die Voraussetzung dafür ist verantwortliches Handeln aller Beteiligten.

Im Zentrum freilich muß die Verantwortung des Hauptbetroffenen, nämlich des Waldeigentümers stehen. Nur der direkte Bezug des Eigentümers zu seiner Lebensgrundlage und das Bestreben, diese für die nächsten Generationen zu erhalten, kann diese Verantwortung glaubwürdig garantieren.

Wie fatal das Fehlen eines konkreten Eigentümers sein kann, belegen wohl Berichte aus den ehemals kommunistischen Ländern Osteuropas und über den Amazonasurwald, der faktisch von jedermann nach Willkür in Anspruch genommen wird.

Privates Eigentum wichtig

Zum Schutz des Urwaldes und der dort lebenden Indios wurde deshalb wohl zu recht gefordert, daß die Indios ein Eigentumsrecht an ihren traditionellen Siedlungsgebieten erhalten. Nachhaltige Nutzung wird immer nur der betreiben, der eine langfristige, über Generationen gehende Perspektive hat und auf der ihm gehörenden Fläche lebt. Für ihn geht es nämlich um mehr als um bloße Ideologien und Idealismus: Es geht um seine persönliche Zukunft und die seiner Kinder.

Auch im Hinblick auf die zunehmenden Umweltprobleme sind verantwortungsbewußte Waldeigentümer gefordert.

Es wird für die Reparatur und Sanierung der schadstoffverseuchten Wälder nicht ausreichen, sie unter einen Glassturz zu stellen, sondern es werden konkrete Maßnahmen nötig sein. Die strukturellen Voraussetzungen für nachhaltiges Wirtschaften sind in Österreich gegeben, da 80 Prozent des österreichischen Waldes in Privateigentum steht.

Dr. Christian Brawenz ist Generalsekretär des Hauptverbandes der Land- und Forstwirtschaftsbetriebe Österreichs.

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