Bodenversiegelung - © Foto: ÖHV

Bodenverbrauch: Gefährlich versiegelt

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Österreich liegt beim Bodenverbrauch europaweit an vorderer Stelle. Das bedroht die Ernährungssicherheit und Wasserversorgung – und verschärft die Klimakrise und den Artenverlust.

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Österreich liegt beim Bodenverbrauch europaweit an vorderer Stelle. Das bedroht die Ernährungssicherheit und Wasserversorgung – und verschärft die Klimakrise und den Artenverlust.

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Ein geschotterter Vorgarten ist für spielende Kinder wenig attraktiv. Mehr Spaß macht es in einem reich strukturierten Garten mit Wiese, Blumen, Sträuchern und Bäumen, wo man etwas entdecken kann. Auch die Bienen und Schmetterlinge, Vögel, Igel, Regenwürmer und anderes Getier haben keine Freude an Beton und Asphalt. In einem Garten mit Erde und Pflanzen versickern außerdem Niederschläge schneller, es ist kühler, es gibt weniger Staub und bessere Luft. Und es tut der Psyche gut, Pflanzen und Tiere zu beobachten. Nicht zuletzt kann man in einem Garten Obst und Gemüse ziehen und damit zur eigenen Ernährung beitragen.

Im Garten ist der Vorteil eines lebendigen Bodens gegenüber einer versiegelten Fläche evident. Im Großen - auf ganz Österreich - betrachtet, sind die Auswirkungen der Bodenversiegelung ähnlich, aber für den Einzelnen und die Einzelne nicht so leicht zu erfassen. Hierzulande werden laut Umweltbundesamt pro Tag 13 Hektar Boden durch die Anlage von Häusern, Betriebsstätten, Straßen, Plätzen, Parkflächen oder Infrastruktureinrichtungen beansprucht. Etwa ein Drittel davon wird versiegelt, also bebaut oder mit Asphalt oder Beton abgedichtet und ist damit dauerhaft verloren.

Durch die Versiegelung gehen praktisch alle biologischen Funktionen des Bodens verloren. Es gibt kein Leben mehr und damit weder eine natürliche Zersetzung noch eine Neuproduktion von Humus. Selbst wenn die wasserundurchlässige Schicht oder Bebauung wieder entfernt würde, wäre der Untergrund nicht mehr für die Lebensmittelproduktion verwendbar, weil Boden ein komplexes Gefüge ist, das sich über sehr lange Zeiträume bildet. Zwar kann man Erde, die man anderswo abgetragen hat, auf die entsiegelte Fläche auftragen. Doch erst durch Bewuchs, Durchwurzelung und Bildung einer vielfältigen Lebensgemeinschaft aus Pilzen, Bakterien, Regenwürmern, Springschwänzen und vielen anderen Organismen, die Stoffe ab- und umbauen, wird daraus fruchtbarer Boden. Die Renaturierung versiegelter Flächen ist auch extrem teuer und aufwändig.

Vermehrte Hochwässer

Wie das konkret aussieht, kann man in der Ausstellung „Boden für alle“ im Architekturzentrum Wien sehen, wo u.a. konservierte Bodenproben gezeigt werden: Während Schwarzerde aus dem Weinviertel mit einem 60 Zentimeter dicken Mineralhumushorizont und vielen Regenwurmlöchern beste Qualität zeigt, hat jene aus einer „renaturierten“ Schotterabbaufläche weit weniger Erde an der Oberfläche und darunter sogar Holzabfälle mit Plastikfolien.

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