Österreich ist ein Wasserreich

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Obwohl Österreich über große Wasserreserven verfügt, hat es regional mit Problemen der Wasserversorgung zu kämpfen, etwa heuer im Winter.

Als alpines Land ist Österreich mit Wasser reich gesegnet: 9.000 Seen zieren die Landschaft, vom hochalpinen bis zum Steppensee, und 100.000 Kilometer lang sind im Bundesgebiet die Fließgewässer, vom Gletscherbach bis zum Strom, der Donau. Die großen Flüsse sind allerdings kaum mehr in ihrem ursprünglichen Zustand anzutreffen. Unter den 5.000 an 56 großen Flüssen des Landes untersuchten Flusskilometern präsentierten sich nur knappe sechs Prozent naturbelassen.

Die Gebirgsbarriere der Alpen sorgt dafür, dass Österreich reichlich mit Niederschlägen versorgt wird. Diese sind jedoch ziemlich ungleich verteilt. In den Nordstaulagen der Alpen, etwa im Bregenzerwald registriert man Werte von 1.500 bis 1.700 Millimeter, während das östliche Niederösterreich und das nördliche Burgenland im Durchschnitt mit Werten von bis zu 600 Millimetern das Auslangen finden müssen, Retz im Weinviertel sogar mit nur 400 Millimetern.

Nicht nur über Niederschläge kommt Wasser ins Land, sondern es wird auch via Fließgewässer "importiert". Schätzungen zufolge setzt Österreich damit insgesamt 85 bis 90 Milliarden Kubikmeter Wasser pro Jahr um. Ein Drittel davon verdunstet und ein Großteil des Rests fließt in Richtung Ungarn und Slowakei ab. Bezogen auf die Fläche gehört Österreich zu den wasserreichsten Ländern Europas, übertroffen nur von Irland und Skandinavien. Der Vergleich mit Dritte-Welt-Ländern macht das Maß der Bevorzugung deutlich: So verfügt Österreich über gleich viel Wasser wie der fünf Mal so große Irak oder das zwölf Mal so große Tansania.

Wie wird nun die österreichische Bevölkerung mit Wasser versorgt? Die österreichische Wasserwirtschaft ist sehr klein strukturiert. Derzeit gibt es nur zwei Großversorger mit mehr als 300.000 Abnehmern: die Wiener Wasserwerke und die evn, die den niederösterreichischen Wasserverbund Nösiwag erworben hat. Außerdem gibt es 20 bis 30 größere Versorger (Städte und Wasserverbände). Die übrige Versorgung übernehmen rund 4.000 Kleinanbieter. Auf diese Weise werden 85 Prozent der Haushalte mit Quell- oder Grundwasser versorgt. Der Rest ist auf Hausbrunnen angewiesen.

Eine von "Price Waterhouse" im Vorjahr durchgeführte Studie plädiert für eine stärkere Konzentration im Bereich der Wasserwirtschaft (landesweit zehn bis 20 Gebietskonzessionen). Ein solches System würde aufwändige Investitionen erfordern. Aufgrund von Budgetkürzungen im Bereich der Wasserwirtschaft könnten diese wohl nur durch den Einstieg privater Investoren durchgeführt werden. Die von der Studie vorgeschlagene Struktur ergäbe Versorgungsgebiete 200.000 Einwohnern und mehr. Ab dieser Größe wird es für ausländische Unternehmen interessant, sich in Österreichs Wasserwirtschaft einzukaufen - eine Vorstellung, die hierzulande vielfach Unbehagen weckt.

Der Vorteil dieser Lösung: Durch großräumige Leitungssysteme können Engpässe, wie sie heuer im Winter vor allem im südöstlichen Kärnten und in der Südsteiermark aufgetreten sind, vermieden werden. Dort mussten die Feuerwehren in tausenden Einsätze die Bevölkerung mit Wasser aus Tankwagen versorgen. Außerdem könnte man jene Regionen, deren Grundwasser belastet ist, mit qualitativ höherwertigem Quellwasser aus Karstgebieten beliefern. Denn obwohl sich die Situation des Grundwassers in Österreich verbessert (Seite 16), gibt es diesbezüglich regional immer noch Probleme.

Wie belastet das Grundwasser ist, blieb lange Zeit unbemerkt. Erst 1982 entdeckte man beispielsweise, dass der riesige Grundwassersee unter dem Wiener Becken, der größte Europas, auf weiten Strecken verseucht war: durch Sickerwasser aus schlecht oder gar nicht abgedichtete Deponien und durch chlorierte Kohlenwasserstoffe, fettlösende Mittel, die in der Wirtschaft und in den Haushalten massenweise Verwendung fanden. Ein Drittel der Wassermenge war betroffen.

Problem Grundwasser

Da sich das Grundwasser nur langsam regeneriert, ist seine Verschmutzung nur sehr schwer zu beseitigen. Besonders problematisch ist es, wenn die Belastung - obwohl erkannt - fortdauert. Das trifft auf die Nitrate zu, deren Konzentration im Wasser in Regionen mit intensiver Landwirtschaft hoch ist, etwa im Grazer Becken oder östlich von Wien. An 16 Prozent der Messstellen registriert das Umweltbundesamt derzeit zu hohe Nitratwerte. Zwar sinken diese, "aber auch mit diesen ersten Anzeichen einer möglichen Trendwende bleibt die Nitrat-Belastung weiterhin das Hauptproblem der Grundwasserbewirtschaftung." (Umeltbundesamt) Die Ökologisierung der Landwirtschaft ist wohl der einzige erfolgversprechende Ansatz zur Sanierung dieser Situation.

Wasser muss den Haushalten und den Unternehmen jedoch nicht nur zugeführt, es muss nach Gebrauch auch wieder entsorgt werden. In diesen Bereich hat Österreich in den letzten Jahrzehnten massiv investiert, was zu einer deutlichen Verbesserung der Fließgewässer geführt hat (Seite 16).

Kanalisationssysteme wurden eingerichtet und an Kläranlagen angeschlossen. Dort erfolgt die Reinigung in einem mehrstufigen Verfahren. Zunächst wird das Wasser vorbehandelt, Steine, Sand, Fett durch mechanische Verfahren ausgeschieden. Anschließend setzen sich suspendierte Stoffe ab. Dann durchläuft das Wasser Becken, in denen Bakterien für den Abbau von Schadstoffen und deren Umwandlung in Klärschlamm sorgen. In einem komplexen Verfahren werden schließlich Nährstoffe eliminiert und das Wasser desinfiziert.

Auf dem Gebiet der Abwasserreinigung hat Österreich einen hohen Standard erreicht und eine Technik entwickelt, die heute zunehmend erfolgreich exportiert wird.

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