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Wasser-Ausverkauf. Ein Thema, das die "Krone", also die Gemüter der Österreicher bewegt. Kein Anlass zur Sorge, meint der Autor dieses Beitrags.

Österreich ist ein wasserreiches Land, das sein Wasserdargebot zu etwa drei Prozent nützt. Ziel muss es sein, diesen Wasserschatz auch in Zukunft zu erhalten und dafür die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Die österreichische Position in der europäischen Wasserpolitik ist mit dem energischen Festhalten am Einstimmigkeitsprinzip bezüglich der Bewirtschaftung der Wasserressourcen eindeutig formuliert und festgelegt.

Als Grundlage für die Diskussion um die "Nachhaltige Wasserpolitik in Österreich" hat die Bundesregierung im Mai 2000 ein Programm vorgelegt. Dieses weist auf die Erfolge der Wasserwirtschaft hin, zeigt aber klar auf, dass sich die österreichische Wasserpolitik im 21. Jahrhundert neuen Herausforderungen zu stellen hat.

Die Sorgen vor dem medial aufgebauschten Ausverkauf österreichischen Wassers im Zusammenhang mit der Novelle zum Bundesforste-Gesetz waren Angelpunkt für eine neue Strategie zum Schutz österreichischen Wassers. Legistische Maßnahmen im Bundesforste-Gesetz sind deshalb:

* Verkaufsverbot von strategisch wichtigen Wasserreserven, etwa von bedeutenden Quellen.

* Verkaufsverbot von Gletscherflächen, um diese Reserve nicht aus der Hand zu geben und überdies die sensiblen Ökosysteme in den Alpen zu schützen.

* Verkaufsverbot für Seen der Österreichischen Bundesforste.

Im Bereich der Wasserversorgung konnte Österreich in den vergangenen Jahren beachtliche Erfolge erzielen:

* 81,5 Prozent der Bevölkerung sind mittlerweile an öffentliche Abwasserreinigungsanlagen angeschlossen. 1996 waren es 76 Prozent.

* Die Qualität der Klärschlämme hat sich durch die Abwasser-Emissionsverordnungen gebessert.

* Die Wasserbeschaffenheit der Fließgewässer hat sich stetig verbessert, da weitverbreitet der Stand der Technik bei der Abwasserentsorgung eingeführt ist.

* 81 Prozent der Fließgewässer weisen bereits Klasse II und besser auf. Dies trifft sogar für die Mur, den seinerzeit schmutzigsten Fluss Österreichs, zu.

* Sämtliche bedeutende österreichische Seen weisen Badewasserqualität auf. Vielfach konnte ein Gütezustand erreicht werden, wie er in den dreißiger Jahren vor dem Auftreten der starken Eutrophierungserscheinungen dokumentiert wurde.

* Der Zustand des Grundwassers wird an 2.000 Messstellen laufend erfasst. 81 Prozent aller gemessenen Nitratwerte liegen unter dem Schwellenwert (45 mg no3 je Liter). Die gesetzten Maßnahmen (insbesondere das Umweltprogramm öpul) lassen eine Verbesserung in den regional noch belasteten Gebieten erwarten. Die Belastung mit Pestiziden (Atrazin) geht deutlich zurück.

* Hoher Standard der Wasserversorgung: 99 Prozent der Bevölkerung wird aus Grund- und Quellwasser versorgt.

In vielen anderen Ländern erfolgt die öffentliche Versorgung aus Grund- und Oberflächenwasser. Je nach Regionen ist der Anteil dieser beiden Ressourcen ist unterschiedlich. Er richtet sich unter anderem nach den hydrologischen und geografischen Gegebenheiten in den einzelnen Regionen.

In den meisten Regionen Österreichs, Deutschlands und der Niederlande wird der Verbrauch fast ausschließlich aus dem reichlich vorhandenen Grundwasserdargebot gedeckt. Im Süden Europas jedoch sind etwa die meisten Regionen Spaniens (Pais Vasco, Cantabria, Madrid) fast ausschließlich auf Oberflächenwasser angewiesen. Die Inselregionen (Balearen und Kanarische Inseln) decken sogar mehr als 80 Prozent ihres Bedarfs aus Oberflächenwasser.

In Zukunft wird jedenfalls neben dem Verlust von landwirtschaftlich nutzbarem Boden die Verfügbarkeit von Wasser als eines der wesentlichen Elemente des Lebens zu einem vordringlichen, weltweiten politischen Anliegen. Projektionen der Wassernachfrage bis 2020 zeigen, dass weltweit ein Anstieg von rund 40 Prozent zu erwarten ist, 22 Prozent in den Industrieländern und 43 Prozent in den Entwicklungsländern.

Am Beginn des neuen Jahrhunderts muss die österreichische Wasserpolitik bei ihrer Positionierung allerdings ihr Augenmerk besonders auf neue Aufgabenstellungen legen. Dies sind insbesondere die Trinkwasserknappheit in vielen Regionen Europas und der Welt. Wasser als begehrtes Wirtschaftsgut sowie Wasserqualität als Kostenfaktor im internationalen Welthandel. Österreich als eines der wasserreichsten Länder der Erde hat eine Position zu verteidigen, viel Know-how bei der Gewässerreinhaltung anzubieten und sieht insbesondere die Notwendigkeit, sich auf internationaler Ebene für Lösungen bei Gewässerverschmutzung und der Erhaltung von Trinkwasser zu engagieren.

Der Autor ist Ministerialrat im Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft.

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