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Geld regiert die Welt schon läng

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Es macht uns zwar nicht glücklich, doch es beruhigt - wie hier nachzulesen - auch nicht immer. Und doch ist das Streben nach dem Geld (siehe Lottofieber) stärker denn je.

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Es macht uns zwar nicht glücklich, doch es beruhigt - wie hier nachzulesen - auch nicht immer. Und doch ist das Streben nach dem Geld (siehe Lottofieber) stärker denn je.

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Der Schilling, der vor nunmehr 70 Jahren die alte „Krone“ ablöste, ist keine Münzeinheit unserer Zeit. Schon vor über 500 Jähren gab es einen Schilling (der Name kommt vom lateinischen solidus) zu 12 Groschen, damals freilich in Lübeck im Rahmen der hanseatischen Münzunion. Bis vor gut 20 Jahren rechnete man auch in Großbritannien mit dem Shilling zu zwölf Pence. Ebensowenig ist die künftige Europa-Währung Ecu (Eu ropean Currency Unit) eine Erfindung unserer Zeit, denn Ecu-Münzen wurden in Frankreich schon im 13. und im 14. Jahrhundert in Umlauf gebracht.

Unser Schilling, offiziell Ende 1924 eingeführt, war ein Kind der großen Nachkriegsinflation; er ersetzte 10.000 Kronen. Geldentwertung hat es seit dem Altertum immer wieder gegeben, zunächst in der Form von Münzverschlechterungen, dann durch steigenden, oft hemm- lungslosen Druck von Banknoten. In der „Kipper- und Wipperzeit“ (frühes 17. Jahrhundert) wurden die Silbermünzen immer stärker mit Kupfer legiert, wie überhaupt der Dreißigjährige Krieg auch das Geldwesen weitgehend ruinierte. In Frankreich versuchte immerhin Colbert, Finanzminister des Sonnenkönigs Ludwig XIV. die Finanzen zu stabilisieren. Die Eltern und Großeltern der heutigen Generation mußten nicht nur bei uns den völligen Zusammenbruch der Währung erleben, sondern auch in Deutschland, wo es 1923/24 Briefmarken zu 10 Milliarden Mark und Banknoten zu 100 Billionen Mark gab!

Die Geschichte des Geldes und der damit zusammenhängenden Bank- und Währungsfragen vom Mittelalter bis zum Bankenkrach von Bretton-Woods wird in diesem Buch ausführlich geschildert, auch mit einem kurzen Ausblick auf die europäische Währungsunion. Dabei werden dem Leser freilich so viele Einzelheiten geboten, daß er immer wieder die große Orientierung und den Überblick über die drei Funktionen des Geldes - Wertebewahrung, Recheneinheit, Tauschmittel - zu verlieren droht. Der einflußreiche deutsche Währungsfachmann Hjalmar Schacht wird allerdings überhaupt nicht erwähnt.

Aus Anlaß der Gründung der Münzstätte Wien vor 800 Jahren zeigte Das Kunstforum Bank Austria auch eine breit angelegte Ausstellung zu diesem Thema.

DAS GELD UND SEINE GESCHICHTE

Vin Michael North.

C. H. Beck Verlag, München 1994.

272 Seiten, öS375,-.

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