Die Meister des Falschgelds

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Die Oesterreichische Nationalbank ist den Spuren der Fälscher nachgegangen und zeigt in einer Ausstellung die Geschichte des Falschgeldes.

Die Geschichte der Fälschungen ist genauso alt wie jene des Geldes selbst. Kaum hatten Münzen im siebenten Jahrhundert vor Christus frühere Tauschmittel wie Salz oder Muscheln abgelöst, machten sich auch schon jene ans Werk, die sie täuschend echt imitierten, um für sich selbst auf Kosten der Ehrlichen einen Gewinn zu lukrieren. Die Ausstellung "Schein und Sein. Den Fälschern auf der Spur“ im Geldmuseum der Oesterreichischen Nationalbank zeigt deshalb nicht nur Falschgeld von der Antike an über falsche Gulden, Kronen und Schilling bis hin zu heutigen Euro-Falsifikaten - auch die Geschichte von berühmt-berüchtigten Fälschern und Werkstätten kommt dabei nicht zu kurz.

Perfekt bis dilettantisch

Zwei der ältesten Exponate sind ein echter und ein falscher Stater. In Umlauf war die unscheinbare Münze ohne Prägung mit einem Durchmesser von kaum mehr als einem halben Zentimeter bei den Kelten um 100 v. Chr. Der echte Stater besteht aus Gold. Beim falschen hat ein unbekannter Fälscher einen Kupferkern vergoldet. Aber auch von Münzen mit Prägung wie römischen Sesterzen oder Pfennigen im Mittelalter gibt es Fälschungen, genauso wie später von den Banknoten, die Maria Theresia ab 1762 ausgegeben hat; darunter eine nahezu perfekt mit Tusche gezeichnete Fälschung des ersten Papiergelds, des Wiener-Stadt-Banco-Zettels, oder auch dilettantisch und mit falscher Farbe gefälschte Kronen-Banknoten.

Jedes neu ausgegebene Geld wurde wieder gefälscht. Die Herren über die Geldausgabe - Kaiser, Landesherren, Erzbischöfe und später auch gewählte Demokraten - setzten deshalb beim Kampf gegen das Falschgeld auf Information: Im Mittelalter wurden etwa Flugblätter über echte und falsche Münzen auf die Türstöcke der Wechselstuben genagelt. Dazu kamen aber auch immer professionellere Institute, die Geld ausgaben und wechselten, und mehr Sicherheitsmerkmale, wie zum Beispiel eine Schriftprägung am Rand der Münzen, die das sogenannte Saigern, also das Abfeilen von Gold und Silber von echten Münzen, erschweren sollte, sowie natürlich drakonische Strafen. Geldfälschern im frühen Mittelalter drohte noch der Verlust einer Hand, ab dem 13. Jahrhundert setzte sich die Todesstrafe für Falschmünzer durch. Heute drohen übrigens immer noch zehn Jahre Haft. Aber selbst die Todesstrafe hielt nie alle davon ab, sich am Fälschen zu versuchen.

So zum Beispiel Hofrat Carl Wilhelm Becker (1772-1830): als Bibliothekar des Fürsten Carl von Isenburg beschäftigte er sich als Autodidakt mit Numismatik, vertiefte sein Wissen mit dem ihm überantworteten Büchern und wusste es bald zu Fälschungszwecken zu nutzen. In der Renaissance wurde der Geist der Antike wiedergeboren, damit kam auch das Sammeln der alten Münzen zunehmend in Mode. Becker aber verkaufte antikes Geld nicht nur, er stellte auch selbst neues her. Damit die Münzen als antik durchgingen, ließ er sie künstlich mit Schmiermittel und Eisenspänen altern und verlieh ihnen mit Dung die erforderliche Patina. Selbst Goethe schätzte Beckers "Arbeiten“. Kritik daran wurde zwar bereits zu seinen Lebzeiten laut - er verlor seinen Ruf und das mit den Fälschungen ergaunerte Vermögen - bestraft wurde er allerdings nie.

Anders Beckers Zeitgenosse Peter Ritter von Bohr (1773-1847): Er hatte eigentlich bereits durch den Handel mit Armeegütern und Wechselgeschäfte ein großes Vermögen angehäuft, die Erste Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft und Erste österreichische Spar-Casse mitbegründet und war außerdem bis in den Kaiserhof hinein gut vernetzt. Trotzdem ging er 1839 vermutlich wegen wirtschaftlicher Fehlentscheidungen in Konkurs. Nur kurze Zeit später konnte sich Ritter von Bohr aber wieder eines großen Vermögens erfreuen.

Der Grund dafür ist einfach: Er machte sich seine ursprüngliche Ausbildung zum Maler auch für illegale Zwecke zu Nutze, fälschte zuhause im Keller und hochprofessionell im Stahlstichverfahren Zehn-, Hundert- und Fünfhundert-Guldenscheine und ging damit als "genialster Fälscher Österreichs“ in die Geschichte ein. Seine Frau und ein Dienstmädchen brachten die Falsifikate in Umlauf. Aufgeflogen ist Ritter von Bohrs Aktion erst 1845 beim Kauf einer Uhr und einer Hausdurchsuchung danach. Der Schaden lässt sich auf 28.000 Gulden beziffern. Zum Vergleich: als jährliche Wohnungsmiete waren damals zehn bis zwanzig Gulden üblich. Das Ehepaar von Bohr wurde 1846 zum Tod durch den Strang verurteilt, die Urteile wurden aber durch einen kaiserlichen Gnadenerlass in acht Jahre Kerkerstrafe für Bohr selbst und zwei für seine Frau umgewandelt. Und Journalisten wurde wegen Bohrs guter Beziehungen zum Kaiser für siebzig Jahre verboten über die pikante Affäre zu berichten.

Ruzowitzkys "Fälscher“

Falschgeld wurde aber nicht nur von Einzelpersonen oder Banden, sondern auch von Staaten hergestellt. Schon Napoleon fälschte österreichisches und russisches Geld, um die Währung der Kriegsgegner zu schwächen und sich Devisen zu beschaffen. Die größte Aktion dieser Art war aber die "Operation Bernhard“ des NS-Regimes: Dabei wurden 140 Häftlinge im Konzentrationslager Sachsenhausen in der Nähe von Berlin gezwungen, neben Briefmarken und Ausweisen ausländische Banknoten, insbesondere englische Pfund, zu fälschen. Stefan Ruzowitzkys Film "Die Fälscher“ erzählte 2007 deren Geschichte nach. Erst sollte die Geldschwemme in Großbritannien eine Inflation auslösen, später versorgten sich die Täter solcherart mit Devisen. Insgesamt wurden fast neun Millionen englische Banknoten im Wert von rund 135 Millionen Pfund gefälscht. Vor Kriegsende sollte die Werkstatt ins KZ Ebensee verlegt werden, dazu kam es aber nicht mehr: Die Häftlinge wurden am 5. Mai 1945 befreit, die Druckplatten und das verbliebene Falschgeld noch von den Nazis im Toplitzsee versenkt. Später wurden mehrere Kisten davon geborgen. Florian Osuch beschreibt die "Operation Bernhard“ in seinem Buch "Blüten aus dem KZ“ als ein "in der Geschichte von Geldfälschungen einzigartiges und herausragendes Unterfangen“.

Neue Euro-Serie

Tatsächlich ist der Schaden von Fälschungen neuesten Datums nur mehr ein geringer: 2012 wurden laut Oesterreichischer Nationalbank 6327 gefälschte Banknoten sichergestellt. Das entspricht einem Schaden von nicht einmal 500.000 Euro. Die Sicherheitsmerkmale der heutigen Scheine sorgen für einen immer größeren Fälschaufwand, noch diesen Mai wird als Start der neuen, verbesserten Serie ein neuer Fünf-Euro-Schein ausgegeben.

Schein und Sein

Den Fälschern auf der Spur!

Oesterreichische Nationalbank, Otto-Wagner-Platz 3, 1090 Wien

bis 31. Jänner 2014, Di, Mi 9.30-15.30, Do bis 17.30, Fr bis 13.30 Uhr

Sicherheit

Falsches richtig unterscheiden

Das Ablaufdatum vom Joghurt prüfen viele im Supermarkt genau. Ein 20er als Retourgeld wandert aber oft ungeprüft in die Börse. Wäre er falsch, hätte man den Schaden. Trotzdem achten viele nicht auf ihr Geld. Sonst hätte die Nationalbank nicht Aberwitziges in ihrem Fundus: Eine Werbe-"Banknote“ etwa, die neben nackten Frauen eine Euroflagge mit Sternen-Herzerl ziert. Eine Kellnerin soll auf die vermeintlich echten 300 Euro 295 herausgegeben haben - obwohl es diesen Wert gar nicht gibt. Sogar schwarz-weiß kopiertes "Geld“ wurde schon als "echtes“ angenommen. Dabei lassen sich selbst professionellere Falsifikate mit Fühlen, Sehen und Kippen als solche entlarven. Sie fühlen sich glatter an als echte. Beim Ansehen erkennt man Sicherheitsmerkmale wie Wasserzeichen oder Hologramm und beim Kippen der Scheine kommt es zum Farbwechsel - bei echten Geldscheinen, nicht aber bei den meisten falschen. Außerdem: Wer genauer bezahlt, erhält weniger Retourgeld. Die Chance Falschgeld zu erhalten ist damit geringer. (mm)

Sicherheitsmerkmale des Geldes: www.oenb.at

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