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Noch einmal Karl May
Sehr geehrter Herr Herausgeber!
Gestatten Sie mir, daß auch Ich auf die Ausführungen von Pfarrer Höck in Ihrer Hummer vom 23. August zurückkomme. Meine Erachtens geht es in der angeschnittenen Frage nicht darum, ob vielleicht zwei Oder drei Stellen biblischen beziehungsweise religiösen Inhalts in der Neuauflage der Karl-May-Werke aus irgendwelchen Gründen erhalten geblieben sind, sondern um die nicht abtuleugnende Tatsache, daß in vielen Dutzenden anderen Fällen diese „Reinigung“ erfolgte. Ich verweise nur auf die ausge- zeichneten Besprechungen Dr. F. Strobls in „Die Zeit im Buch“ (Mai 1949 und Jänner- Februar 1951), die bereits damals auf gewisse Neuformulierungen hinwiesen. Wir müssen uns auch — abgesehen von jedem religiösen Standpunkt — aus Achtung vor dem Werk eines Mannes hüten,, in dieser Weise es umzugestalten. Karl May mag in welcher Absicht immer die religiösen Stellen seinen Romanen eingefügt haben (ich persönlich halte ihn für eine im Herzen religiöse Natur, die es aufrichtig meinte) — eine Verbesserung dürfte sieh (und auch da nur, wenn es sich nicht um eine kritische Textausgabe handelt) auf Modernisierung der Rechtschreibung und einzelne —- sichtlich vom Autor unabsichtlich übersehene — Flüchtigkeiten beschränken, aber niemals in diesem Ausmaß den Geist des Werkes ändern. Denn trotz vieler gegenteiliger Behauptungen vertritt Karl May zweifellos auch eine ethische Auffassung. Der verkennt ihn, der In ihm nur den reinen Schildere?
von wahllos aneinandergereihten Abenteuern sehen will. Dies gilt — notabene — auch für andere vorgenommene Kürzungen, Kapiteländerungen usw. Jedenfalls müßte um der Gerechtigkeit willen auf diesen neuen Ausgaben besonders vermerkt werden, daß es sich um „Bearbeitungen“ handelt. Über die sich ja dann die Leser ihre Privatmeinung bilden können.
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